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Wie die EU trotz Sanktionen die russische Kriegskasse füllt

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Von: Amy Walker

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Der Handel mit Russland ist seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine eingebrochen. Doch an manchen Stellen boomt der Handel weiter. Und die EU füllt damit die Kriegskasse in Moskau.

Brüssel/Moskau – Seit mehr als einem Jahr findet in der EU kaum noch Handel mit Russland statt – zumindest sollte das offiziell der Fall sein. Es gibt Mittel und Wege, mit denen Russland und hiesige Unternehmen versuchen, die Sanktionen zu umgehen. Alles in allem ist Russland als Handelspartner aber so gut wie tabu. Außer bei einer Sache, wie sich nun herausstellt. Die EU importiert weiterhin Düngemittel aus Russland. Damit wollte man verhindern, dass es zu Lebensmittelengpässen in der EU kommen würde. Doch solange Düngemittel weiter aus Russland importiert werden, füllt die EU Putins Kriegskasse.

Düngemittel wird aus russischem Erdgas hergestellt

In der industriellen Landwirtschaft wird vor allem Stickstoff-Dünger verwendet, der aus Erdgas hergestellt wird. Das Erdgas wird nicht nur während der Produktion als Energiequelle gebraucht, sondern vielmehr als Rohstoff, aus dem der Dünger hergestellt wird. Der Dünger besteht aus einer Kombination von Methan – also Erdgas – und Stickstoff, das in der Luft vorgefunden wird.

Wenn der Stickstoff-Dünger also nicht auf der Sanktionsliste der EU steht, dann bedeutet das im Wesentlichen, dass die EU noch immer abhängig ist vom russischen Gas. Der Industrieverband Agrar (IVA) weist bei seiner Jahrespressekonferenz darauf hin, dass sich die Stickstoff-Importe aus Russland im vergangenen Jahr sogar verfünffacht hätten.

Düngemittel-Einsatz
Düngemittel-Einsatz in der Landwirtschaft. Die weltweiten Ammoniak-Emmissionen gehen fast ausschließlich auf den Agrarsektor zurück. © Brunno Covello/dpa

Warum ist das aber so? Die Abhängigkeit vom russischen Düngemittel ist als Reaktion auf die Sanktionen und den Ukraine-Krieg zu werten. Denn durch der von Russland ausgelösten Energiekrise ist die Düngemittelherstellung innerhalb der EU eingebrochen. Die Gaspreise waren schlicht zu hoch, sodass Produktionsstätten wie hierzulande BASF ihre Kapazitäten drosselten. Die Düngemittelproduktion lohnte sich nicht mehr – und die Landwirtschaft hatte keine andere Wahl mehr, als aus Russland zu importieren. Was nichts anderes bedeutet, als die Abhängigkeit vom billigen russischen Gas auf eine andere Schiene zu lenken.

EU muss eigene Produktion wieder hochfahren

Der IVA warnt, dass sich die EU vor dieser Situation nicht wegducken sollte. IVA-Hauptgeschäftsführer Frank Gemmer sagte gegenüber dem Portal Capital, dass die EU sich überlegen müsse, wie sie wieder die eigene Produktion wieder hochfahren kann. Trotz sinkender Gaspreise ist das nämlich noch nicht wieder in gewohntem Maße passiert. BASF hatte Anfang des Jahres sogar angekündigt, die Ammoniak-Produktion in Ludwigshafen gänzlich einzustellen.

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