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Trotz Ukraine-Krieg: Russische Unternehmen machen in China gute Geschäfte

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Von: Alina Schröder

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China profitiert von den Sanktionen gegen Russland – und damit auch vom Ukraine-Krieg. (Symbolfoto)
China profitiert von den Sanktionen gegen Russland – und damit auch vom Ukraine-Krieg. (Symbolfoto) © Mikhail Tereshchenko/Imago Images

Russische Firmen sind in China in einer guten wirtschaftlichen Position. Sie profitieren von den westlichen Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs.

Peking/Frankfurt – Auch in China ist die Lage aufgrund des Ukraine-Kriegs heikel. Die Volksrepublik ist ein langjähriger Verbündeter Russlands und dessen wichtigster Handelspartner. Während der Westen Russland nach dem Einmarsch im Nachbarland politisch und wirtschaftlich isolierte, weigert sich China allerdings weiterhin, das Geschehen in der Ukraine „Invasion“ zu nennen.

Damit bleiben den Handelspartnern entscheidende Kanäle offen. China könnte daher seine Bedeutung als Absatzmarkt und Versorger gleichermaßen ausbauen. Russische Unternehmen verdienen in China trotz des Ukraine-Konflikts besonders gut.

Trotz Ukraine-Krieg: Russische Unternehmen machen in China Geschäfte

China ist Russlands wichtigster Handelspartner: Im vergangenen Jahr betrug das Handelsvolumen nach Angaben des chinesischen Zolls 147 Milliarden Dollar, umgerechnet etwa 133 Milliarden Euro. Das sind über 30 Prozent mehr als im Jahr 2019. Es gibt zudem Anzeichen für einen Auftrieb der Wirtschaftsaktivität seit Kriegsbeginn.

Marat, ein in Shanghai lebender Russe, bekommt derzeit viele Anrufe von Firmen, die wegen der westlichen Wirtschaftssanktionen gegen Russland auf der Suche nach verbliebenen Partnern für ihre Geschäfte und Lieferketten sind. „Auf mich kommt eine Menge zusätzliche Arbeit zu, aber natürlich auch mehr Gewinne“, sagte der 42-Jährige der Agence France-Press (AFP). Marat wurde unter anderem von einem Unternehmen aus Belarus kontaktiert, die Elektronikkomponenten herstellt und nun von ihren Zulieferern in Europa und Nordamerika abgeschnitten ist. „Sie haben mir gesagt: ‚Halt Dich bereit‘“, erzählt der russische Unternehmer.

„Diese Krise ist eine Chance für russische Firmen in China“, erzählt ein anderer russischer Unternehmer, der in Peking arbeitet. Er möchte anonym bleiben und nennt sich „Wladimir“. „China ist offen. Sie sagen: ‚Wenn Ihr etwas kaufen wollt, wir haben es‘.“ Er ist auf den Import von russischen Spezialitäten nach China spezialisiert.

Firmen in China leiden unter Folgen des Ukraine-Kriegs

Die vergangenen Wochen seien für alle Firmen in China mit Verbindungen zum russischen Markt hart gewesen. Wegen des stark schwankenden Rubel-Werts sahen russische Kunden vorerst lieber von Bestellungen ab. Durch den Ausschluss russischer Banken aus dem Swift-System gab es zudem massive Probleme, die Rechnungen zu bezahlen.

Ein weiteres Problem sind die Lieferverzögerungen, weil Transportunternehmen sich weigerten, Sendungen mit Russland-Bezug zu bearbeiten. Hinzu kommt, dass wichtige Routen in das größte Land der Welt blockiert waren. „Alle warten auf etwas, das besser vorhersehbar ist“, sagte Unternehmer Wladimir in Peking. „Alle denken, dass die Sanktionen gekippt werden könnten, wenn der Krieg bald endet.“

Ukraine-Krieg: Westliche Sanktionen gegen Russland für China „eine gute Sache“

Bereits in den vergangenen Jahren haben China und Russland ihre diplomatische und wirtschaftlichen Beziehungen stetig ausgebaut – auch, um gemeinsam den USA etwas entgegenzusetzen. Russlands Staatschef Wladimir Putin reiste vergangenen Monat persönlich zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele nach Peking. Er und sein chinesischer Kollege Xi Jinping riefen eine Partnerschaft „ohne Grenzen“ aus und besiegelten Öl- und Gasgeschäfte in Milliardenhöhe. Ein in China veröffentlichter Artikel, worin dem Staat Abstand zu Wladimir Putin geraten wurde, sorgte indes für einen Eklat.

Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen dürften die Wirtschaftszweige jedoch nun unterschiedlich stark belasten. Große Industrien wie die Chemie könnten sich beispielsweise besser schlagen als die Konsumgüterbranche. Chinesische Konzernchefs rechnen zudem mit einer sinkenden Kaufkraft der Russinnen und Russen.

Andere sehen wiederum auf lange Sicht China in einer guten wirtschaftlichen Position, da die verzweifelte Suche der russischen Wirtschaft nach zuverlässigen Handelspartnern noch weiter steigen dürfte. „Für China ist es objektiv betrachtet eine gute Sache, dass Russland mit westlichen Sanktionen belegt ist“, sagte Chi Dashui der AFP. Der 38-Jährige lebt in Moskau und arbeitet dort für eine Plattform, die chinesische Produkte vertreibt. Laut ihm wären viele chinesische Firmen dazu bereit, sich in Russland niederzulassen, wenn die Rahmenbedingungen vor Ort stimmen. „Langfristig hat China mehr zu gewinnen als zu verlieren.“ (as/AFP)

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