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Warum Taiwan so wichtig für die Weltwirtschaft ist

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Von: Dennis Fischer

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Halbleitermesse Semicon in Dresden eröffnet
Taiwan ist ein bedeutender Handelspartner bei Mikrochips und Halbleitern. © Oliver Killig/dpa

Ein Konflikt zwischen China und Taiwan könnte die Weltwirtschaft schwer belasten – darunter auch Deutschland. Denn die EU und die USA sind wirtschaftlich von dem Inselstaat abhängig.

Hamburg – Ein Konflikt zwischen China und Taiwan wäre eine Belastung für die Weltwirtschaft. Das liegt vor allem an der Chipindustrie, wie der Spiegel berichtet. Halbleiter sind Hauptbestandteile von Mikrochips und diese stecken inzwischen in fast allem: in Smartphones, Laptops oder Autos, in Kühlschränken und Fernsehern bis hin zu Waffen. Aus Taiwan kommt laut Bericht der Großteil aller Halbleiter auf dem Weltmarkt, US-Außenminister Antony Blinken sprach kürzlich von mindestens 70 Prozent.

Einer der wichtigsten Hersteller sei die Firma Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), sie produziere mehr als die Hälfte aller weltweit eingebauten Halbleiter – bei den modernsten Varianten seien es sogar mehr als 90 Prozent. Gemessen am Umsatz war TSMC im vorvergangenen Jahr der drittgrößte Mikrochiphersteller der Welt, nach Samsung aus Südkorea und Intel aus den USA. Neben TSMC ist mit United Microelectronics Corporation (UMC) noch ein weiterer großer Produzent in Taiwan beheimatet.

Konflikt zwischen Taiwan und China: Chipmarkt könnte zusammenbrechen

Sollte China Taiwan militärisch annektieren, würde der globale Chipmarkt in seiner bisherigen Form wohl zusammenbrechen. Viele Smartphones und Elektrogeräte könnten wohl erst einmal nicht mehr produziert werden. So bezieht etwa der Techriese Apple Chips bei TSMC. Auch die Autobranche wäre betroffen. Konzerne wie Volkswagen produzieren so schon seit Jahren weit weniger Autos, als sie verkaufen könnten, weil ihnen Chips fehlen.

Wie es mittelfristig weiterginge, käme auf Chinas Verhalten an und wie der Westen darauf reagiert. Die USA und Europa müssten sich entscheiden, ob sie mit einem von China annektierten Taiwan weiter Handel betreiben wollten. Der wirtschaftliche Druck dazu wäre wohl enorm, sagt Ökonom Alexander Sandkamp vom Institut für Weltwirtschaft (IfW). „Die Frage wäre: Können wir uns einen Handelsstopp mit Taiwan überhaupt leisten, wenn wir unseren Wohlstand aufrechterhalten wollen?“

China und Taiwan dominieren den deutschen Import

Bei insgesamt 221 Produkten dominieren China und Taiwan gemeinsam den deutschen Import, hat eine Studie von Sandkamp und seinen Kollegen herausgefunden. Viele dieser Produkte kauft Deutschland sogar zu mehr als 80 Prozent in China und Taiwan ein. Neben Chips exportiert Taiwan etwa auch Computerteile und -einheiten in die Welt – und ist bei der Lieferung von Fahrradkomponenten essenziell.

Dass die Fabriken außerhalb Taiwans einen Chip-Exportstopp aus dem Land sofort ausgleichen können, ist unwahrscheinlich. Sowohl die USA als auch die EU wollen die Abhängigkeit aber verringern und gleichzeitig dem Chipmangel entgegenarbeiten. Die EU will für neue Chipfabriken ganze 43 Milliarden Euro mobilisieren. Bis die Werke die ersten Halbleiter herstellen, dürften es aber mindestens drei bis vier Jahre dauern.

Investitionen in Indien, USA und Europa

Neben den westlichen Initiativen kommt auch Indien als Chipstandort infrage. Zehn Milliarden Dollar will es dafür zur Verfügung stellen. Und auch bei den Unternehmen bewegt sich etwas: So will TSMC etwa für 40 Milliarden Dollar ein Werk für modernste Chips in Arizona bauen – eine der größten ausländischen Direktinvestitionen in der US-Geschichte. Im japanischen Kumamoto sei eine Fabrik bereits im Bau, so der Spiegel. Auch in Europa wolle TSMC Berichten zufolge eine Gigafabrik bauen – und interessiert sich für Dresden als Standort.

Wie sieht es also aus, wenn die Chipimporte aus Taiwan versiegen? „Der ökonomische Schlag wäre nicht so schlimm, wie einige erwarten“, sagt Forscher Sandkamp. Wie schon nach Russlands Einmarsch in die Ukraine würden neue Quellen für Rohstoffe und Produkte erschlossen werden, glaubt er. Das sei aber eine Frage der Zeit. „Langfristig können wir uns unabhängiger von China und Taiwan machen“, sagt Sandkamp, „aber der Bau einer Chipfabrik dauert Jahre.“

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