Strom vom Balkon: Solarpanels als günstige und klimaschonende Energie-Alternative

Mini-Solaranlagen sind auf Deutschlands Balkonen im Kommen. Die Photovoltaikmodule amortisieren sich nach wenigen Jahren und tragen zum Klimaschutz bei.
Frankfurt – Solarpanels auf Dächern sind ein gewohnter Anblick, doch auch an Balkonen oder auf Garagen lassen sich Photovoltaikmodule montieren. Schon 100.000 solche Mini-Solaranlagen sind in Deutschland installiert worden. Der dort generierte Strom kann direkt ins eigene Netz eingespeist werden. Nach etwa fünf Jahren hat sich die Investition amortisiert – steigen die Strompreise weiter, sogar noch früher.
Mini-Solaranlagen: Die aktuelle Generation der Solaranlagen ist verbraucherfreundlich, denn die Module haben eine moderate Größe und sind leicht zu montieren. „Ein Modul ist etwa 1 x 1,70 Meter groß und bringt 300 Watt auf dem Papier“, sagt Reiner Metzger, Fachredakteur bei Stiftung Warentest. Da die Module nicht die volle Wattleistung erzeugen, könne man bei zwei Modulen von etwa 500 Watt generiertem Strom ausgehen. Der Preis für ein Modul liegt laut Verbraucherzentrale bei 350 bis 500 Euro. Ein 300-Watt-Solarmodul, das verschattungsfrei an einem Südbalkon montiert wurde, liefere etwa 200 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr.
Photovoltaik auf dem Balkon: Mini-Solaranlagen amortisieren sich nach etwa fünf Jahren
„Bei einer Laufzeit von 20 Jahren wären das insgesamt 4000 Kilowattstunden Strom“, sagt Metzger. Lege man einen Kaufpreis fürs Modul von 350 Euro zugrunde, koste die Kilowattstunde 8,75 Cent. Bei Installationskosten von 100 Euro, steige der Preis pro Kilowattstunde auf etwa elf Cent. Der Durchschnittspreis für eine Kilowattstunde aus dem Stromnetz liegt nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vom Januar bei etwa 36 Cent.
„Module amortisieren sich nach etwa fünf Jahren“, sagt David Wulf, Geschäftsführer von homeandsmart.de. Steige der Strompreis weiter, so rechnen sie sich noch schneller. Metzger empfiehlt, auf eine ausreichend lange Garantie von 20 oder 25 Jahren zu achten, um bei technischen Problemen abgesichert zu sein.
Photovoltaik-Anlagen auf Balkon, Dachterrasse oder Garage montieren
Installation: „Um Sonnenstrom zu ernten, sollte ein West-, Ost- oder Südbalkon vorhanden sein“, sagt David Volbracht, Geschäftsführer von photovoltaik.one, einem Beratungsunternehmen rund um Photovoltaik-Anlagen. Auf einem Nordbalkon ergebe so eine Anlage keinen Sinn. Zwei verschiedene Verkaufstypen von Mini-Solaranlagen sind auf dem Markt: feste Module, die eine Glasabdeckung und einen Metallrahmen haben und die in einem Gestell montiert werden sowie flexible Leichtmodule.
Beide können neben dem Balkon auch auf einer Dachterrasse oder einer Garage positioniert werden. Es empfiehlt sich, die Module leicht schräg in Richtung der Sonne auszurichten“, sagt Wulf. Werden sie an einem Balkon mit so einer Neigung montiert, muss der Weg unter ihnen eventuell gesperrt werden, weil sie dann als Vorbau gelten.
Photovoltaik auf dem Balkon: „Wichtig ist, dass die Module sicher aufgestellt werden“
„Wichtig ist, dass die Module sicher aufgestellt oder montiert werden“, sagt Volbracht. Es muss verhindert werden, dass die Module von einer Balkonbrüstung herabstürzen oder der Wind sie vom Garagendach weht. Damit das nicht geschieht, werden Module im Gestell fest an einem Balkon installiert oder ihr Gestell wird, wenn sie auf dem Garagendach stehen, mit Steinen beschwert.
Anders ist das bei Leichtmodulen: „Diese neue Art Module ist wie eine dicke Plane, die man mit Klettverschlüssen am Balkon befestigen kann“, sagt Metzger. Diese Module sind in der Handhabung besonders einfach. Sie produzieren aber etwas weniger Strom als Module mit Glasabdeckung und Metallrahmen.
Photovoltaik vom Balkon direkt ins Stromnetz einspeisen
Einspeisung des Stroms: Der Strom, den die Photovoltaikmodule erzeugen, kann direkt ins eigene Stromnetz eingespeist werden. Eine Stromerzeugung für den Eigenverbrauch kann bis zu 600 Watt betragen. Technisch gesehen ist ein Schuko-Stecker, also der normale Stecker, geeignet, den erzeugten Strom ins Netz einzuspeisen. Aber: „Mit den Vorteilen eines Balkonkraftwerks übernimmt man auch die Verantwortung für die Sicherheit und den Schutz gegenüber sich und anderen“, sagt Wulf.
Er empfiehlt, bei der Montage darauf zu achten, dass das Balkonkraftwerk sicher montiert ist. Der Betrieb mit Schuko-Stecker ist aus seiner Sicht unproblematisch. Auf EU-Ebene sowie in der Schweiz, Österreich und den Niederlanden ist die Verwendung des Schuko-Steckers bereits gesetzliche Realität.
Photovoltaik auf dem Balkon: Heimischer Stromkreis profitiert sofort
Hierzulande empfiehlt der VDE einen sogenannten Wieland-Stecker als geeigneten Anschluss. Der Wieland-Stecker ist so konstruiert, dass die Pins, durch die der Strom fließt, nicht berührt werden können. Das soll Stromschläge oder Brände verhindern, die unter bestimmten Bedingungen beim Schuko-Stecker möglich wären. „Der Wieland-Stecker kostet 30 bis 40 Euro plus Einbau, ist aber für Balkonkraftwerke mit normkonformen Wechselrichtern nicht sicherer als ein Schuko-Stecker“, sagt dagegen Wulf. Eine Fachkraft muss ihn installieren, denn er wird in den Stromkreis eingeklinkt. In der Praxis verzichten jedoch viele Mini-Solaranlagen-Betreiber:innen auf den Wieland-Stecker und nutzen den Schuko-Stecker am Modul.
Der neu erzeugte Strom ist Gleichstrom. Ein Wechselrichter am Modul wandelt ihn in Wechselstrom um. So kann er von den Geräten am heimischen Stromkreis sofort verbraucht werden. Metzger rät, Aktivitäten, die Strom verbrauchen, wie Waschen oder Trocknen, dann zu planen, wenn viel Strom generiert wird – „zum Beispiel mittags, wenn 400 bis 500 Watt erzeugt werden“, sagt er.
Waschmaschinen verbrauchen zwischen 500 Wattstunden und einer Kilowattstunde in einem Waschgang. Moderne Standby-Geräte wie Fernseher oder Computer brauchen dagegen wenig Strom. „100 Prozent des generierten Stroms lassen sich nicht verbrauchen“, sagt Volbracht. Der Überschuss fließt ins öffentliche Stromnetz, denn Strom zu speichern ist teuer. Dafür müssten spezielle Batterien angeschafft werden.
Photovoltaik auf dem Balkon: Moderner Stromzähler als Voraussetzung
Stromzähler: Um eine Mini-Photovoltaik-Anlage installieren zu können, muss ein moderner, am besten ein digitaler Stromzähler vorhanden sein. „Alte Stromzähler zählen vorwärts und rückwärts“, sagt Metzger. Wenn Strom eingespeist wird, liefe ein alter Zähler rückwärts. Damit betrüge man den Stromanbieter. Der Zählerbetreiber muss zudem über die Installation einer Mini-Solaranlage informiert werden.
Rechtliche Genehmigung: Vermieter oder Hausgemeinschaften müssen einer Mini-Solaranlage zustimmen. In Altbauten könnte es schwierig werden, eine Genehmigung zu erhalten, denn Veränderungen an der Fassade sind hier oft nicht möglich. Daneben muss die Anlage auch ins Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur eingetragen werden.
Fördermöglichkeiten für Mini-Solaranlagen sind nur punktuell vorhanden. Einige Kommunen bieten sie an, die Töpfe sind jedoch immer schnell ausgeschöpft. Es lohnt sich, sich vorab zu informieren, denn die Förderung muss häufig vorm Erwerb der Anlage beantragt werden. (Mechthild Henneke)
Solarenergie liegt im Trend - dem hinkt der Bund hinterher: Die Mehrzahl der vom Bund besessenen Gebäude ist noch nicht mit Photovoltaik ausgestattet.