Streikende Unternehmer

2300 „Entrepreneurs for Future“ fordern einen CO2-Preis ohne Ausnahmen. Am 20. September wollen auch sie auf die Straße gehen.
In die Diskussion über klimaschädliche Treibhausgase in der Wirtschaft kommt Bewegung: Mehr als 2300 Unternehmen fordern einen umfassenden CO2-Preis. Beim Klimastreik am 20. September werde die Gruppe „Entrepreneurs for Future“ mit dem Slogan „Keine Ausnahmen, schnelle Einführung, wirkungsvolle Höhe“ auf die Straße gehen, teilte die sozial-ökologische GLS-Bank am Dienstag mit. „Wenn wir jetzt nicht die Rahmenbedingungen ändern, haben zukünftige Generationen keine Chance mehr“, sagte GLS-Vorstandsprecher Thomas Jorberg der Frankfurter Rundschau. Der Druck auf die Politik müsse größer werden.
Rund 2300 Unternehmen haben einen Forderungskatalog der „Entrepreneurs for Future“ bislang unterzeichnet. Sie sprechen sich für klimaschonendes Wirtschaften und einen „konsequenten CO2-Preis“ aus. Zu der Gruppe gehören neben der GLS-Bank unter anderem das Entsorgungsunternehmen Remondis, der Spülmittelhersteller Werner & Mertz und der Windanlagenbauer Enercon. Die Gruppe fordert außerdem ein Klimaschutzgesetz, die Abschaffung klimaschädlicher Subventionen und den Aufbau eines Klima-Innovationsfonds. Bis zum Klimastreik am 20. September wollen sich die Unterzeichner auf Treffen in mehreren Städten mit anderen Firmen vernetzen. Am Tag des Klimastreiks selbst sollen Unterstützer der „Entrepreneurs for Future“ ihre Angestellten von der Arbeit freistellen.
Am Dienstag hatte das „Handelsblatt“ über ein Positionspapier des Industrieverbands BDI berichtet. Darin empfiehlt der BDI, zusätzliche klimapolitische Instrumente für den Gebäude- und Verkehrssektor zu formulieren. Dabei brauche es Förderinstrumente und flankierend ein CO2-Preissignal, das durch ein Mengen- oder Preissystem erfolgen kann. Kurzfristig halte der BDI eine Erweiterung des bestehenden Europäischen Emissionshandelssystems um diese beide Sektoren nicht für zielführend, sondern plädiere für ein europäisch anschlussfähiges eigenes Instrument, um zielgerichtete Investitionsanreize in allen Sektoren zu setzen.
Die GLS-Bank geht das nicht weit genug, ihr Vorstandssprecher Jorberg warnt vor möglichen Ausnahmen.
Der Ökonom ist überzeugt, dass die wirtschaftliche Transformation aufgrund des Klimawandels in den nächsten Jahren an Fahrt aufnehmen wird. „Alle Investitionen in CO2-lastige Technologien sind akut ausfallgefährdet“, warnte Jorberg. Auch deutsche Firmen stünden vor Problemen, falls es Ausnahmen von der CO2-Bepreisung gebe: „Die Ausnahmen schaden, weil dann keine neuen Technologien entwickelt werden.“ Es sei ein Problem, dass es zu vielen Firmen um den Erhalt bestehender Produkte und Prozesse gehe, anstatt in die Zukunft zu schauen. „Jedes Investment muss so scharf auf Klimafolgen überprüft werden wie es auf Finanzfolgen überprüft wird“, forderte der GLS-Chef.
GLS arbeitet eng mit der Schülerbewegung Fridays for Future zusammen. Unter anderem sammelt die Bank Spenden in einem Fonds. Daraus werden Bußgelder und Rechtskosten für Schüler gezahlt, die wegen ihres Engagements Hilfe brauchen. Die Bewegung sei der GLS-Bank und anderen Firmen eine Mahnung, sagte Jorberg: „Wir sind alle gefordert und müssen uns fragen: Haben wir genug getan?“
Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes hieß es irrtümlich, dass der Industrieverband BDI sich für einen CO2-Preis ausspricht, von dem aber Bereiche wie verkehr und Gebäude ausgeschlossen sein sollten. Dies ist so nicht richtig.