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Hohe Zinsen belasten Immo-Besitzende: Mehr Notverkäufe und Privatinsolvenzen drohen

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Von: Dennis Fischer

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Steigende Bauzinsen in Deutschland
Die Immobilienfinanzierung in Deutschland wird teurer. © Mia Bucher/dpa

Der Zinsanstieg belastet in Deutschland zunehmend die Hauseigentümer und -eigentümerinnen. Womit in den kommenden Monaten zu rechnen ist.

Frankfurt/Köln/Berlin - Die deutlich gestiegenen Finanzierungskosten für Immobilien setzen in Deutschland viele Hausbesitzer und -besitzerinnen unter Druck. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass das Neugeschäft mit privaten Immobilienkrediten im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat so stark eingebrochen ist wie nie, wie das Handelsblatt unter Berufung auf das Analysehaus Barkow Consulting auf Basis von Daten der Europäischen Zentralbank berichtete. Die Corona-Krise hatte die Bauzinsen zuvor gedrückt, doch damit hat es nun ein Ende.

Auch Eigentümer und Eigentümerinnen, deren Immobilienkredite in nächster Zeit neu ausgehandelt werden, stehen vor steigenden finanziellen Belastungen. Für die kommenden Jahre erwarten Experten und Expertinnen daher eine steigende Zahl von Privatinsolvenzen und damit mehr Notverkäufe, wie es weiter hieß. Laut Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, ist eine „akute Zunahme“ bei Zwangsversteigerungen derzeit zwar nicht erkennbar. „Mittelfristig dürfte sich das ändern, auch mit Blick auf die politisch gewollten energetischen Sanierungen“, sagte er der Zeitung.

Eigenheime werden teurer

„Jeder wird sich genau überlegen müssen, wie viel finanzielle Belastung er für das Eigenheim ertragen kann oder möchte“. Zudem kämen ja noch steigende Lebenshaltungskosten und eine „kontinuierliche Erhöhung“ der Energiekosten hinzu. Diese Kombination werde für viele Verbraucher und Verbraucherinnen zur Überschuldungsfalle werden.

Der Zinsanstieg trifft wegen der langen Zinsbindung der Kredite viele Eigentümer und Eigentümerinnen jedoch erst mit Verzögerung, wie der Vorstand des Immobilien-Bewertungsunternehmens Bulwiengesa, Sven Carstensen, gegenüber dem Handelsblatt erläuterte. „Wer 2012/2013 gekauft hat und jetzt eine Anschlussfinanzierung braucht, wird sie auf einem leicht höheren Zinsniveau wie damals abschließen können und hat in der Zwischenzeit getilgt, eine ordentliche Wertentwicklung mitgenommen und möglicherweise auch das Einkommen erhöht“, sagte der Experte. „Mittelfristig wird es aber ein Problem, ich vermute ab 2024 und 2025, wenn die Zinsdifferenzen größer werden und sich das Thema Wertkorrektur bei Banken mehr durchgesetzt hat.“

Zinsanstieg auf 3,78 Prozent

Der Immobilienfinanzierer hat dem Bericht zufolge ausgerechnet, wie stark der Effekt ist. Wer demnach 2013 ein zehnjähriges Hypothekendarlehen über 500.000 Euro mit dem damals durchschnittlichen Eigenkapitalanteil von 93.000 Euro aufgenommen hat, zahlte bei einer Tilgungsrate von einem Prozent eine monatliche Rate von 1.201 Euro. Nach zehn Jahren beträgt die Restschuld 384.625 Euro. Bei einer Anschlussfinanzierung mit einem Zinssatz von 3,78 Prozent - bei gleichbleibender Tilgung - wird eine Rate von 1.532 Euro fällig, hieß es weiter.

Die schlechteren Konditionen führen laut den Experten und Expertinnen dazu, dass die Monatsraten für Zins und Tilgung um Hunderte Euro höher liegen als zuvor - wodurch aber auch die Nachfrage und somit die Preise für Kaufimmobilien zurückgehen. So verbilligten sich Wohnimmobilien in Deutschland Ende des vergangenen Jahres so stark wie seit 2007 nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

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