Sparkassen, Volksbanken und Co.: Diese Banken wollen wohl auf Strafzinsen verzichten

Viele Banken erheben Strafzinsen auf das Ersparte ihrer Kunden und Kundinnen. Doch das könnte sich bei einem Wechsel der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank ändern, wie eine Umfrage zeigt.
Frankfurt – Die ING Deutschland macht den Anfang – und läutet eine Trendwende bei den deutschen Banken und Kreditinstituten ein: Die Direktbank schafft nach eigenen Angaben die sogenannten Negativzinsen für einen Großteil ihrer Privatkunden und Privatkundinnen ab.
Strafzinsen: ING Deutschland ändert Regelungen
Zum 1. Juli erhöht die ING Deutschland die Freibeträge für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten, für die kein Verwahrentgelt fällig wird, von derzeit 50.000 auf 500.000 Euro pro Konto, wie das Institut am Dienstag mitteilte. Grund dafür sei die positive Zinsentwicklung auf den Kapitalmärkten und erste Signale der Europäischen Zentralbank (EZB), die Geldpolitik zu ändern.
Angesichts der Rekordinflation in Europa gilt eine erste Zinserhöhung im Juli als zunehmend wahrscheinlich. Derzeit müssen Banken 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Zahlreiche Geldhäuser geben diese Zinsen ab bestimmten Summen auf dem Konto an Privatkunden und -kundinnen weiter.
Volkswirte erwarten, dass die EZB in diesem Jahr wahrscheinlich in mehreren Schritten zunächst den negativen Einlagensatz auf null Prozent anheben wird. Damit haben die Banken keinen Grund mehr, Strafzinsen von ihren Kunden und Kundinnen zu verlangen.
Sparkassen, Volksbanken und Co.: Welche Banken Strafzinsen streichen wollen
Falls die EZB ihre Zinspolitik anpasst, wollen laut einer Umfrage des Informationsportals biallo.de mindestens weitere 17 Banken die Negativzinsen streichen:
- Commerzbank
- Deutsche Bank
Deutsche Apotheker- und Ärztebank - Dortmunder Volksbank
- Frankfurter Sparkasse
- Frankfurter Volksbank
- Hamburger Sparkasse
- Mittelbrandenburgische Sparkasse
- Nassauische Sparkasse
- Ostsächsische Sparkasse Dresden
- Sparkasse Hannover
- Sparda-Bank München
Sparda-Bank Südwest - Sparda-Bank West
- Sparkasse Pforzheim Calw
- Volksbank Stuttgart
- Volksbank Mittelhessen
Die Deutsche Bank, die seit Mitte Mai 2020 im Privatkundengeschäft Verwahrentgelte verlangt, erklärte auf dpa-Anfrage: „Wenn die EZB den Satz der Einlagenfazilität ändert, werden wir im Privatkundengeschäft das Entgelt kurzfristig anpassen.“ Bei einem Einlagensatz von null oder größer werde das Institut vollständig darauf verzichten. Derzeit erhebt Deutschlands größtes Geldhaus ab 50.000 Euro auf Giro- und Anlagekonten und ab 25.000 Euro für Tagesgeld Negativzinsen. Bei der Commerzbank hieß es: „Wir schauen uns die Entwicklung genau an und werden reagieren, wenn sich die steigenden Zinsen als nachhaltig erweisen.“
Sparkassen: Institute vor Ort entscheiden über Negativzinsen
Der Sparkassen- und Giroverband (DSGV) erklärte hingegen, der Markt werde auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren. Wann und in welcher Form würden die Institute vor Ort entscheiden. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) verwies darauf, dass jedes Institut über Produkte und Konditionen selbst entscheide.
Laut Daten des Vergleichsportals Verivox verlangen aktuell mindestens 455 von rund 1300 ausgewerteten Kreditinstituten Negativzinsen von Privatkunden (Stand: 10. Mai). Mindestens 179 Geldhäuser beschränken demnach den Freibetrag für die Gesamteinlage pro Kunde auf 50.000 Euro oder weniger. Biallo kommt sogar auf 582 Banken und Sparkassen, die Negativzinsen von Privatkunden kassieren. Einige etwas weniger prominente Institute hätten aber bereits die Freibeträge erhöht. (lma/dpa)