„Keine angemessenen Dienstleistungen“: Mittelmeer-Länder klagen über massive Personalnot - vor der Urlaubssaison
Die Mittelmeer-Länder ziehen nach dem Corona-Ende immer mehr Reisende an. Doch in den Hotels und Bars fehlt Personal. Urlauber müssen sich deshalb 2023 wohl auf Service-Lücken gefasst machen.
München - In Deutschland herrscht im Gastgewerbe große Personalnot. Laut dem Branchenverbandes Dehoga gibt es in Deutschland rund 50.000 offene Stellen in Restaurants und Cafés, Hotels, Pensionen und anderen Betrieben. Die Zahl könnte sogar noch steigen.
Doch nicht nur Deutschland ist davon betroffen. Auch in beliebten Urlaubsländern am Mittelmeer fragen sich Hotels und Restaurants, wie sie ihre vielen offenen Stellen besetzen sollen. Dieser Personalmangel trifft auf steigende Buchungszahlen, sodass die Urlaubsfreuden schwer beeinträchtigt werden könnten.
Urlaub in Italien: „Können keine angemessene Dienstleistung anbieten“
Ein Blick über die Alpen zeigt das Dilemma der Branche. Der Branchenverband Assoturismo Confesercenti zählte 2022 fast 400 Millionen Übernachtungen in Italien, ein Anstieg von 38,2 Prozent gegenüber 2021. In diesem Jahr könnten noch mehr Gäste kommen. Gleichzeitig meldet der Verband, dass zu Ostern und im Frühjahr 50.000 Arbeitskräfte im touristischen Sektor fehlen könnten. Das Problem wird verstärkt dadurch, dass es in Italien keinen Mindestlohn gibt. Es finden sich immer weniger Einheimische, die zu schlechten Konditionen mit befristeten Verträgen arbeiten wollen.

„Das ist eine absurde Situation“, erklärt Fabrizio Albertini, Präsident des Assohotel Confercent. „Wir erwarten eine Zunahme der Touristenströme, können jedoch keine angemessenen Dienstleistungen anbieten.“ An der Riviera seien viele Betriebe dazu gezwungen, Vollpension und All-Inclusive-Optionen zu reduzieren und teilweise nur Übernachtung mit Frühstück anzubieten, da es an Personal mangele.
Um der Personalnot zu begegnen, regen die Verbände an, die regionale Berufsausbildung für Tourismusfachkräfte zu stärken und die Branche für Rentner und Schüler zu öffnen, indem man befristete Arbeitsplätze mit vollständiger Steuerbefreiung anbietet. Zudem könnten Migranten beschäftigt werden.
Urlaub in Griechenland: Arbeitskräfte aus dem Ausland sollen helfen
Italien steht nicht allein da. Bereits im vergangenen Jahr zählten Hotellerie und Gastronomie in Griechenland 50.000 offene Stellen, in diesem Jahr könnten es sogar 80.000 sein. Dabei werden 2023 laut Handelsblatt mehr Buchungen als im Vorjahr gezählt, das Plus liegt teilweise bei 50 Prozent.
In Griechenland will man gegensteuern. So plant die Regierung in Athen Visa-Erleichterungen, um Saisonkräfte aus Bangladesch, Pakistan, Indien und Ägypten anzulocken.
Urlaub in Spanien: Hoteliers mieten Hotels für ihr Personal
Das gleiche Bild zeigt sich in Spanien, mehr Gäste treffen auf weniger Personal. Die Personalvermittlung Randstad erwartet, dass in dieser Saison 60.000 Beschäftigte im Tourismus fehlen werden. Die Balearen sind besonders vom Personalmangel betroffen. Die Mieten auf den Inseln sind inzwischen so hoch, dass sich viele Beschäftigte aus dem Tourismusbereich eine Bleibe nicht leisten können. Laut dem Hotelverband in Menorca buchen großen Hotelketten bereits Hotels oder Wohnungen für ihr Personal.
Der Unternehmerverband von Cádiz in Andalusien will sogar Personal aus Marokko für die Sommersaison anwerben. Viele Marokkaner arbeiten in der Region bei der Erdbeerernte und kehren danach in ihre Heimat zurück.
Urlaub in Frankreich: Keine schnelle Lösung für Fachkräftemangel erwartet
In Frankreich fehlen in der Tourismusbranche 200.000 Fachkräfte. Die französische Tourismuswirtschaft hat laut Handelsblatt in der Woche vor Ostern eine Rekrutierungsoffensive im eigenen Land gestartet, um der Branche den dringend benötigten Nachwuchs zu verschaffen.
Das Ziel der Bemühungen sei es auch, die Berufe in der Tourismusbranche aufzuwerten. So seien die Gehälter 2022 im Schnitt um 16 Prozent gestiegen. Die zuständige Ministerin Olivia Grégoire erwarte dennoch keine schnelle Lösung für die vielen unbesetzten Stellen in der Branche, da der Mangel an Arbeitskräften strukturell ist.