Im Sommer droht weiteres Flugchaos

Der Luftfahrtgipfel endet mit ernüchternden Ergebnissen.
Der zweite Luftfahrtgipfel ist beendet, schon wird die Forderung nach einem dritten Spitzentreffen laut. Dafür macht sich zumindest Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (VZBV) stark. Künftig müssten dann auch die Verbraucherinteressen berücksichtigt werden.
Am Donnerstag waren Vertreter von Politik, Airlines, Flughäfen, Flugsicherung und Behörden in Hamburg zusammen gekommen, um über die Lage im Flugverkehr zu beraten. Bei dem Treffen sollten eigentlich erste Ergebnisse präsentiert werden, mit denen Verspätungen und Flugausfälle in der Reisesaison vermieden werden können. Doch das Ergebnis fällt ernüchternd aus: „Wir wollen ein gutes Mobilitätsangebot für die Bürger und wir arbeiten intensiv daran“, sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). „Doch in diesem Sommer können wir noch nicht alle glücklich machen.“ Im Klartext bedeutet dies: Reisende müssen sich auch in diesem Sommer auf lange Wartezeiten an den Flughäfen einstellen.
Für den VZBV-Chef ist klar: „Verbraucher werden wieder die Leidtragenden sein.“ Die Lage bleibe angespannt, hieß es nach dem Treffen in Hamburg. Ein maßgeblicher Grund: Der Luftverkehr über Deutschland ist schneller gewachsen, als die Flugsicherungsbehörden kalkuliert hatten. Nun braucht es aber Jahre, um einerseits die Regularien auf europäischer Ebene zu verändern und andererseits zusätzliche Lotsen auszubilden, die das höhere Verkehrsaufkommen bewältigen können.
Verbraucherschützer Müller fordert, dass Verkehrsminister Scheuer sich der Aufsicht über den Staatsbetrieb Deutsche Flugsicherung (DFS) nun stärker annimmt: Wenn Reisende ihren gebuchten Flug nicht antreten können, weil eine Software bei der Flugsicherung nicht funktioniert oder Personal fehlt, ist das nicht hinnehmbar. In den vergangenen Tagen gab es massiv Verspätungen bei Starts und Landungen, weil es Probleme mit einem neuen Computerprogramm am DFS-Standort im hessischen Langen gab. Aus Sicherheitsgründen wurde die Zahl der zulässigen Flugbewegungen im Südwesten und in der Mitte Deutschlands um ein Viertel reduziert. Am Donnerstag wurden die Beschränkungen wieder aufgehoben. In der Nacht zuvor war eine „bewährte Vorgängerversion“ der Sorftware in Langen wieder installiert worden.
Müller verwies indes darauf, dass das zweite große Problem im hiesigen Flugverkehr noch nicht ansatzweise gelöst sei: die langen Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen. Wo partielle Fortschritte durch den Einsatz neuer Technik erreicht worden seien, handele es sich um Modellversuche. Aber: Eine flächendeckende Verbesserung sei nicht absehbar. Reisende warteten nach wie vor auf nachhaltig wirkende Maßnahmen und Investitionen in die Sicherheit. „Es kann nicht sein, dass man für einen Anderthalb-Stunden-Flug mehr als zwei Stunden vorher am Flughafen sein muss“, betonte Müller, dem auch vor allem darum geht, die Rechte der Fluggäste zu stärken.
Ihm geht es vor allem darum, dass Entschädigungen bei Überbuchungen, Flugausfällen und Verspätungen schneller gezahlt werden. Die Airline-Kunden können bei verschiedenen Schlichtungsstellen ihre Ansprüche anmelden. Doch die Verfahren werden von den Airlines in die Länge gezogen – es ist ein offenes Geheimnis, dass damit versucht wird, geprellte Kunden abzuschrecken und zu entmutigen. Verbraucherschützer haben der Politik immer wieder vorgeworfen, zu laxe Bestimmungen beim Schadenersatz für Fluggäste zu tolerieren. Das wiederum hatte Airlines ermutigt, ihre Flugpläne möglichst eng zu stricken. Immerhin haben viele Unternehmen für diesen Sommer größere Puffer eingeplant.