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Habeck will Solar-Anlagen auf dem Acker ausrollen – das sorgt für Kritik

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Von: Amy Walker

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Um die Klimaziele zu erreichen, müssen mehr Solaranlagen aufgebaut werden. An Dächern und Fassaden geht es zu langsam voran. Wirtschaftsminister Habeck will daher PV-Anlagen auf Ackerflächen installieren.

Berlin – Ab 2026 sollen jährlich Solaranlagen für 22 Gigawatt Strom installiert werden. Aktuell werden neun GW jährlich installiert. Es muss also schneller gehen, wenn die Klimaziele bis 2030 erreicht werden sollen. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erarbeitet daher gerade einen Plan, wie der Solar-Ausbau schneller vorangehen kann. Sein aktueller Vorschlag: die Hälfte der benötigten Photovoltaik-Anlagen (PV) sollen auf Freiflächen installiert werden. Das bedeutet aber auch, dass Agrarflächen betroffen wären. Nach Angaben des Handelsblatt sorgen Habecks Pläne im Umwelt- und Landwirtschaftsministerium aber nun für heftigen Streit.

PV-Ausbau könnte Landwirte verdrängen

Die drei grün geführten Ministerien sind sich zwar über das Ziel einig. Doch hakt es wohl an der Umsetzung. Hält Habeck an seinem Plan fest, PV-Anlagen zu 50 Prozent auf Freiflächen zu installieren, dann besteht die Sorge, dass Landwirte vertrieben werden.

Nach Angaben des Deutschen Bauernverbands, das vom Handelsblatt zitiert wird, gehen täglich 50 Hektar landwirtschaftliche Fläche verloren. Stattdessen entstehen Straßen, Gebäude und neuerdings Solarparks. Der DBV schätzt, dass weitere 20 Hektar pro Tag verloren gehen würden, wenn Habecks PV-Pläne realisiert würden.

Agri-Photovoltaik
Eine Agri-Photovoltaik überspannt eine Apfelplantage. © Felix Kästle/dpa/Archivbild

Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums widerspricht dem Bauernverband. Der Anteil der PV-Anlagen auf landwirtschaftlicher Fläche würde „äußerst gering bleiben“, schreibt die Zeitung. Aus Habecks Umfeld heißt es weiter, dass der Ausbau der Solarenergie in Deutschland nur in der Theorie ohne Freiflächen klappen kann. Der Ausbau auf Dächern und Fassaden dauere einfach zu lange.

Und: Die Installation auf Freiflächen ist wesentlich günstiger und für Investoren deshalb attraktiv. Zudem winken Gewinne: Nach Berechnungen des Thünen-Institut für Forschung und Politikberatung zu ländlichen Räumen, Landwirtschaft, Wald und Fischerei winken pro Hektar mehrere Tausend Euro Gewinn. Nach Angaben von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sind es bei landwirtschaftlich genutzten Flächen gerade mal 500 Euro pro Hektar.

Kompromisslösung: Agri-PV für die Doppelnutzung

Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Agrarminister Özdemir machen sich dem Handelsblatt zufolge auch Sorgen um den Ruf von Solaranlagen, wenn Habeck seine Ziele so aggressiv verfolgt. Sollte sich das Narrativ in der Gesellschaft etablieren, dass PV-Anlagen die Bauern und Bäuerinnen vertreiben, dann könnte sich eine Blockadehaltung einstellen. Das würde den Ausbau nur noch mehr ausbremsen. Es müsse also mit Fingerspitzengefühl gehandelt werden.

Eine Idee, wie man den Konflikt entschärfen könnte, bieten sogenannte Agri-PV-Anlagen. Agri-PV beschreibt Solaranlagen, die über einer Grünlandfläche installiert werden, die aber weiterhin von grasendem Vieh genutzt werden kann. Die Anlagen haben auch den Vorteil, dass sie den Tieren an heißen Sommertagen Schatten bieten können und etwas Schutz vor austrocknenden Feldern bieten.

Auch hier gibt es dem Handelsblatt zufolge aber Zweifler. Die Technologie sei noch nicht weit verbreitet und daher wenig erprobt. Das Wirtschaftsministerium hält die Technologie hingegen für eine „Win-Win-Situation“.

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