1. Startseite
  2. Wirtschaft

Schutz der Meere: Den blauen Korridor bewahren

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Gerd Braune

Kommentare

Vor Kanadas Küste entsteht ein Schutzgebiet.
Vor Kanadas Küste entsteht ein Schutzgebiet. © IMAGO/ingimage

Ein Kongress in Vancouver ruft die Staatengemeinschaft zu mehr Tempo beim Schutz der Ozeane auf.

Mit dem Aufruf, die Einrichtung von Meeresschutzzonen zu beschleunigen, ist die Internationale Meeresschutzkonferenz IMPAC5 am Donnerstag im kanadischen Vancouver zu Ende gegangen. Bemühungen, bis Ende dieses Jahrzehnts 30 Prozent der Meeresfläche unter Schutz zu stellen, müssten verstärkt werden. Der Blick richtet sich nun auf die Verhandlungen über einen Vertrag, der die Schaffung von Schutzgebieten in internationalen Gewässern erleichtern soll.

Die beiden Ko-Vorsitzenden der Konferenz, Kanadas Umweltminister Steven Guilbeault und Fischereinministerin Joyce Murray, teilten mit, Meeresschutzgebiete, die nationale Grenzen überschreiten, müssten geschaffen werden, um den Schutz von Ökosystemen und die Wanderungen von Arten in „blauen Korridoren“ zu ermöglichen. Diese Erklärung veröffentlichten sie im Namen „vieler Teilnehmer“ des Kongresses. Die Schutzgebiete müssten „ökologisch repräsentativ“ sein. Unabdingbar sei die Partnerschaft mit den indigenen Völker und eine „indigen-geführte Naturschutzpolitik“.

Der Kongress bringt Regierungen, Fachleute und Forschende, nichtstaatliche Organisationen (NGO) und indigene Völker zusammen, um den Meeresschutz voranzutreiben. Seine Bedeutung war gestiegen, als vor zwei Monaten in Montreal die UN-Staatengemeinschaft bei der Verabschiedung des Globalen Rahmenwerks für Biodiversität beschlossen hatte, bis 2030 mindestens jeweils 30 Prozent der Meeres- und der Landfläche unter Schutz zu stellen.

Meeresschutz: Indigene Völker einbeziehen

Die Konferenz zeigte, dass in den vergangenen Jahren bei der Ausweisung von Schutzgebieten Fortschritte erzielt wurden. In vielen Meeresregionen werden Schutzzonen, „marine protected areas“ (MPA), geschaffen oder Pläne für die Ausweisung von Schutzzonen. Es geht aber nicht nur um Quantität. Es geht um Qualität: Es müssen Gebiete sein, die besonders wichtig und repräsentativ für Meereshabitate sind. Nur so kann Biodiversität gesichert werden. Und es müssen große Flächen sein, nicht kleine, isolierte Meeresgebiete.

An der Westküste Kanadas soll ein solches Meeresschutzgebiet im Bereich der 100 000 Quadratkilometer großen „Great Bear Sea“ eingerichtet werden, geführt von einer Koalition von 15 First Nations der Westküste und den Regierungen Kanadas und British Columbias. Das Kern-Schutzgebiet soll eine Größe von etwa 30 000 Quadratkilometern haben. „Wir leben immer noch vom Ozean, von Fischen und Muscheln“, sagt Dallas Smith, Präsident des Nanwakolas Council, der sechs der First Nations vertritt. Seit vielen Jahren setzt er sich mit den beteiligten First Nations für Meeresschutz ein. „Die Regierung wollte auch Meeresschutzgebiete, aber nach ihren Vorstellungen. Jetzt haben wir eine Vereinbarung über eine gemeinsame Planung und ein gemeinsames Management getroffen“, sagt er. In Vancouver traten indigene Völker als wichtige Akteure im Meeresschutz auf.

Schutz der Meere entscheidet sich auf Hoher See

Innerhalb der 200-Seemeilenzonen, der „Ausschließlichen Wirtschaftszonen“, haben nationale Regierungen das Recht, Schutzzonen einzurichten. Schwieriger ist es in den Internationalen Gewässern, der „Hohen See“. Da mehr als 60 Prozent der Meere internationale Gewässer sind, ist das Ziel, 30 Prozent der Meeresfläche unter Schutz zu stellen, nur zu erreichen, wenn Schutzgebiete auch auf Hoher See eingerichtet werden. So war 2016 eine Vereinbarung über die Ausweisung des Meeresschutzgebiets Rossmeer in der Antarktis getroffen worden.

Ende Februar bis zum 3. März sollen in New York die abschließenden Verhandlungen über ein Abkommen im Rahmen des Internationalen Seerechts stattfinden. Es soll den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Biodiversität in internationalen Gewässern ermöglichen. In ihrer Erklärung fordern die Konferenzvorsitzenden nun einen „zeitnahen“ Abschluss der Verhandlungen.

Auch interessant

Kommentare