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Schurke oder Trottel

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Von: Stefan Winter

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Frühere Firmenzentrale in Aschheim bei München.
Frühere Firmenzentrale in Aschheim bei München. © Peter Kneffel/dpa

Der Fall Wirecard zeigt: In einer kaputten Unternehmenskultur hat es kriminelle Energie leichter – egal, wer sie auslebt. Der Kommentar.

Stundenlang hat Markus Braun am Montag vor Gericht seine Sicht auf den Wirecard-Skandal dargelegt, aber das Entscheidende stellte der Angeklagte von vornherein klar: seine angebliche Unschuld. Er habe vom großen Betrug im eigenen Unternehmen nichts geahnt, sagt der Mann, der aus einer Klitsche einen – kurzlebigen – Weltkonzern machte.

Für Braun gibt es in diesem Skandal nur zwei mögliche Rollen: Er kann als Schurke oder als überforderter Trottel dastehen. Beides ist nicht schön, aber nur eins strafrechtlich relevant.

Bei Wirecard haben viele Kontrollmechanismen versagt, vorneweg die Wirtschaftsprüfung, dicht gefolgt von der Finanzaufsicht. Aber wie im VW-Skandal spielte bei der Technologiefirma offenbar auch die Atmosphäre eine verheerende Rolle: Der Vorstand hatte sich in eigene Sphären verabschiedet, der Aufsichtsrat spielte eine Statistenrolle, und die Belegschaft verfolgte das Schauspiel vom Zuschauerrang. In einer kaputten Unternehmenskultur hat es kriminelle Energie leichter – egal, wer sie auslebt.

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