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Renten-Niveau: So schlecht schneiden deutsche Rentner:innen im internationalen Vergleich ab

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Von: Amy Walker

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Die Deutschen gehen im internationalen Vergleich relativ spät in Rente. Aber wie viel bleibt Ruheständler:innen dann von ihrem Gehalt? Ein Überblick zeigt: Gegenüber anderen Ländern schneiden wir gar nicht gut ab.

Berlin – Sind die deutschen Rentner:innen ärmer dran als ihre europäischen Nachbar:innen? Verglichen mit dem Nettogehalt, das Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen kurz vor der Rente bekommen, bleiben den Deutschen monatlich rund 52,9 Prozent davon in der Rente übrig. Schaut man aber ins Ausland, bekommen Rentner:innen einen viel größeren Anteil ihres Nettogehalts nach der Rente.

Rentenniveau in Europa, Kanada und Japan: Deutschland im unteren Drittel

Wer in diesem Jahr den Ruhestand antritt, muss 82 Prozent seiner Rente versteuern.  (Symbolfoto)
In Deutschland erhalten Ruheständler rund 50 Prozent ihres früheren Nettogehalts. © Cavan Images/Imago

Um die Renten zwischen den Ländern zu vergleichen, wird das sogenannte Rentenniveau hinzugezogen. Das Rentenniveau zeigt den Zusammenhang zwischen den Löhnen von Arbeitnehmer:innen und den Renten auf. Heißt: Wie viel Geld bekommen Rentner:innen im Vergleich zum Nettolohn der arbeitenden Bevölkerung. Das Rentenniveau wird in Prozent angegeben und basiert auf 45 Jahre Beitragszahlungen bei einem durchschnittlichen Gehalt.

LandRentenniveau
Dänemark84,0
Deutschland52,9
Finnland63,2
Frankreich74,4
Großbritannien58,1
Italien81,7
Japan38,7
Kanada46,4
Niederlande89,2
Norwegen55,7
Österreich87,1
Polen36,5
Schweden56,2
Schweiz50,7
Spanien80,3

Das deutsche Rentenniveau ist also mit 52,9 Prozent im Vergleich zu vielen anderen Ländern niedrig. Und weil in den nächsten zehn Jahren noch viel mehr Rentner:innen hinzukommen werden, die Arbeitnehmer:innen aber nicht in gleichen Maße ansteigen, wird das Rentenniveau in Deutschland sinken. Bis 2025 garantiert der Gesetzgeber ein Rentenniveau von mindestens 48 Prozent. Bis dahin soll es eine Renten-Reform geben, um das Absinken des Rentenniveaus zu verhindern.

Rente in Deutschland: Warum ist das Rentenniveau hier so niedrig?

Warum bekommen deutsche Rentner:innen also so viel weniger als Rentner:innen in anderen Ländern? Hier spielen viele Faktoren eine Rolle. Das gilt etwa für die Beitragssätze. In fast allen Ländern, die ein Rentenniveau von über 80 Prozent haben (Italien, Spanien, Österreich, Niederlande und Dänemark) liegt der Beitragssatz auch viel höher als hierzulande. In Italien gehen 33 Prozent des Durchschnittsgehalts (Arbeitnehmer:innen- und Arbeitgeber:innenanteil) in die Rentenkasse, in Spanien sind es 28,3 Prozent. Deutschland liegt mit 18,6 Prozent auf den hinteren Rängen.

Hinzu kommen noch die Staatsausgaben für die Rente. In Italien wird 12,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in die Rente gesteckt, in Spanien sind es 10,4 Prozent. Aber auch Deutschland gibt viel Geld aus der Staatskasse für die Rente aus: 9,8 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Des Weiteren spielt auch die Frage nach der Anpassung der Renten eine Rolle. In Deutschland werden die Renten an die Lohnsteigerungen angepasst, in Österreich hingegen an die Inflation. Aktuell bedeutet das eine deutliche Rentenerhöhung für österreichische Senior:innen. Aber in den Jahrzehnten davor hatte es dafür nur sehr geringe Anpassungen gegeben.

Schließlich spielt es auch eine Rolle, wie lange der Durchschnittsarbeitnehmer bzw. die Durchschnittsarbeitnehmerin in die Rentenkasse einzahlt, und wie viel Geld er oder sie dadurch zur Verfügung hat. In den Niederlanden arbeiten die Menschen im Schnitt 42,5 Jahre, in Schweden 42,3 Jahre. Die Deutschen arbeiten aber nur 38,8 Jahre lang – haben also am Ende auch weniger angespart.

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