Rürup-Rente – Ein Geldversprechen bis zum Lebensende

Die Rürup-Rente verspricht, eine stabile Absicherung für Selbstständige im Alter zu sein. Doch ist diese Form der privaten Vorsorge wirklich zu empfehlen?
Frankfurt – Viele Selbstständige stecken nur wenig Geld in die Altersvorsorge. Um dem entgegenzuwirken, hat der Gesetzgeber 2005 die Basis-Rente eingeführt, die heutzutage meist nach Bert Rürup, dem Entwickler, Rürup-Rente genannt wird. Seit die Riester-Rente in der öffentlichen Kritik steht, fragen sich viele, ob sich denn die Rürup-Rente noch lohnt. Wir beantworten die entscheidenden Fragen.
Bezeichnung | Rürup-Rente, auch Basisrente genannt |
---|---|
Benannt nach | Sozialwissenschaftler Bert Rürup (* 1943) |
Art | Ergänzung zur staatlichen Rente |
Konzipiert als | Private Altersvorsorge für Selbstständige und Freiberufler |
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb.de) |
Mehr Geld im Alter: Für wen ist die Rürup-Rente geeignet?
Wie eingangs erwähnt, sind Selbstständige die primäre Zielgruppe der Rürup-Rente. Da sie keinen Zugang zur gesetzlichen Rentenversicherung haben, können sie keine lebenslange Rente ansparen. Die Rürup-Rente soll da Abhilfe schaffen: Sie ist eine sichere Rente, die bis ans Lebensende gezahlt wird. Anbieter sind private Versicherungsunternehmen.
Das Modell ist jedoch nicht für jeden interessant, sagen Expert:innen. „Wenn ich ein hohes Einkommen habe und hohe Steuern zahle, lohnt sich eine Rürup-Rente eher“, sagt Olaf Wittrock aus Köln, Autor des Buchs „Altersvorsorge“ der Verbraucherzentrale NRW, und fügt eine weitere Bedingung hinzu: Der Sparer erwartet, dass seine späteren Einkünfte als Rentner niedriger sind und entsprechend geringer besteuert werden.
Altersvorsorge mit der Rürup-Rente: Hohe staatliche Förderung
Hintergrund dieser Einschätzung ist die staatliche Förderung der Rürup-Rente, die – anders als bei Riester – ausgesprochen hoch ist. Rund 23.800 Euro können Ledige für das Steuerjahr 2021 als Sonderausgaben geltend machen, bei Verheirateten sind es rund 47.400 Euro. Zum Vergleich: Bei Riester können lediglich 2100 Euro steuerlich veranlagt werden.
Die Konsequenz aus der hohen Förderung ist, dass die Einzahlungen während der Berufsjahre günstig sind. Wenn der Steuersatz im Alter nicht so hoch ist, dass er diese Einsparungen nivelliert, lohnt sich also die Investition. Wittrock betont, dass der Hauptvorteil der Rürup-Rente ihre Langlebigkeit ist. „Wer alt wird, hat diese Rente sicher“, sagt er. Wer im Alter vom Ersparten lebt, muss dagegen fürchten, dass die Summe irgendwann erschöpft ist.
Rente: Lohnt sich Rürup auch für Angestellte?
Die Rürup-Rente ist Selbstständigen nicht vorbehalten – jeder kann sie abschließen. Theodor Pischke, Rürup-Experte bei Stiftung Warentest, sagt jedoch, dass er Angestellten die Rente auf keinen Fall empfehlen würde. Der Grund ist, dass bei Angestellten der größte Teil der Altersvorsorge, die steuerlich geltend gemacht werden kann, oft bereits durch die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung „verbraucht“ ist.
„Für eine Rürup-Rente kann entsprechend weniger beim Finanzamt abgerechnet werden. Der Steuerspareffekt verpufft oft“, sagt er. Der „Rürup-Rechner“ auf ihre-vorsorge.de kann bei der Entscheidung helfen, ob sich eine Rürup-Rente lohnt.
Besteuerung der Rente: Wie wird die Rürup-Rente ausgezahlt?
Ab dem 62. Lebensjahr oder später – je nach Vereinbarung – können Sparer:innen sich die Rente auszahlen lassen. „Wie die gesetzliche Rente wird auch die Rürup-Rente besteuert – also nach der geplanten Reform der Rentenbesteuerung zu 86 Prozent bei Rentenbeginn in 2030 oder zu 91 Prozent bei Rentenbeginn in 2040“, sagt Werner Siepe, Finanzexperte und Autor des Buchs „Die Rentenlücke schließen: Welche Zusatzrente ist für Sie die beste?“. Eine Kapitalauszahlung auf einen Schlag wie das bei Lebensversicherungen möglich ist, geht bei der Rürup-Rente nicht.
Rürup-Rente: Welche Verträge sind empfehlenswert?
Rürup-Verträge locken mit einer garantierten Rente, doch dass diese eingehalten werden kann, ist nicht gesichert. „Die Rentenzusagen neuer Rürup-Verträge sinken seit Jahren“, sagt Pischke und fügt hinzu: „Zukünftige Rentner müssen sehr alt werden, um ihre Beiträge garantiert wieder reinzubekommen.“ Siepe empfiehlt, darauf zu achten, einen Vertrag abzuschließen, der mit niedrigen Abschluss- und Verwaltungskosten verbunden ist. Rürup-Fondssparpläne über Aktien-ETFs bieten nach seiner Meinung noch am ehesten Gewinnchancen.
Olaf Wittrock wendet ein, dass auch diese Verträge nicht die erhofften Erträge einbringen werden. „Ein großer Teil des Gelds fließt in einen niedrig verzinsten oder gar nicht verzinsten Kapitalstock“, sagt er. Da die Versicherungen eine Rente bis zum Lebensende auszahlen müssen, könnten sie kein großes Risiko eingehen. „Das Geld fließt vor allem in Anleihen – auch wenn ETF draufsteht.“
Vorsicht bei der Rürup-Rente: Expert:innen warnen vor bestimmten Verträgen
Pischke warnt ebenfalls vor Rürup-Verträgen, die die Entwicklung von Aktienindizes wie dem Dax abbilden wollen. „Index-Policen sind ein Marketingtrick“, sagt Pischke. Die Verträge hätten mit ETF-Investments nichts zu tun.
Wittrock betont, dass eine hohe Rendite nicht das Ziel eines Rürup-Vertrags sein sollte. „Wenn ich die Rendite maximieren möchte, kaufe ich kein gefördertes Altersvorsorgeprodukt“, sagt er. Bei der Rürup-Rente sei der Vorteil die unbegrenzte Laufzeit der Auszahlung. Er fügt hinzu: „Mit der Rürup-Rente ist die Altersvorsorge nicht abgeschlossen. Sie ist nur ein Baustein.“
Rürup-Rente: Welche Alternativen sind für Selbstständige denkbar?
Pischke sieht einen Einstieg als freiwilliger Einzahler bei der gesetzlichen Rentenversicherung als sinnvolle Option. „Die gesetzliche Rentenversicherung bietet eine sichere Möglichkeit, sich eine solide Basisversorgung aufzubauen“, sagt er – unabhängig von Kapitalmarktschwankungen. Die Höhe der freiwilligen Beiträge kann selbst festgelegt und jederzeit verändert werden, heißt es bei der Deutschen Rentenversicherung.
Derzeit können freiwillige Beiträge zwischen 83,70 Euro und 1311,30 Euro pro Monat gezahlt werden. Auch die Anzahl der Monate, in denen freiwillige Beiträge entrichtet werden, ist frei wählbar. Rund 300.000 Personen nutzen laut Deutscher Rentenversicherung derzeit diese Möglichkeit.
Der Vorteil einer freiwilligen gesetzlichen Rente: Die Beiträge und die spätere Rente orientieren sich an der Lohnentwicklung und die Sparer:innen können mit regelmäßigen Rentensteigerungen im Alter rechnen. „So bleibt ihnen ihre Kaufkraft in etwa erhalten“, sagt Pischke. Die Beiträge können zudem während des Berufslebens steuerlich abgesetzt werden und sind auch bei einer Insolvenz sicher.
„Mit den Beiträgen sichern die Sparer in einem gewissen Rahmen auch ihren Ehe- oder Lebenspartner und die Kinder für den Todesfall ab“, fügt Pischke hinzu. (Mechthilf Henneke)
Apropos Lebenspartner: Nicht nur Pensionäre haben in Deutschland im Ruhestand doppelt so hohe Bezüge wie Rentner, auch die Witwen und Witwern von Beamten geht es im Alter finanziell deutlich besser.