Rekord mit Sport

Decathlon knackt beim Umsatz die „Schallmauer von einer Milliarde“, beschäftigt aber weniger Frauen in Führungspositionen.
Ein Höhenflug in Sachen Umsatz, aber beim Thema Frauen in Führungspositionen gibt es die gelbe Karte: Der Sportartikelhersteller und -händler Decathlon hat 2022 in Deutschland einen Rekordumsatz von 1,06 Milliarden Euro erzielt. Das gab das Unternehmen mit Hauptsitz in Frankreich auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Plochingen bekannt. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung um 28,4 Prozent. Vorstand André Weinert zeigte sich „begeistert, die Schallmauer von einer Milliarde Bruttoumsatz zum ersten Mal durchbrochen“ zu haben.
Vor allem der Onlinehandel hat dazu beigetragen. Er machte insgesamt 28 Prozent des Umsatzanteils aus und ist im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um 114 Prozent gestiegen. Gleichzeitig öffnete Decathlon weniger neue Filialen, als noch in seiner Strategie für 2026 ausgegeben waren: Sechs Neueröffnungen waren für 2022 geplant, geworden sind es drei.
Dass das Filialnetz ausgeweitet werden sollte, scheint mittlerweile weniger stark im Fokus zu stehen. Auch 2023 sollen statt sechs neuen Standorten nur vier gebaut werden, in Aachen, Hamburg-Oststeinbek, Mainz und Elmshorn. Verlagert sich der „Erlebnis-Store“ Decathlon also mehr und mehr in den Online-Bereich? Davon möchte Weinert nicht sprechen: „Der stationäre Handel bleibt für uns weiter ein wichtiges Standbein.“ Durch weniger Neueröffnungen ginge man allerdings auch weniger Risiken ein.
Neu ist die sogenannte „Buy Back Option“, die ebenfalls am Dienstag vorgestellt wurde. Mit dieser kauft Decathlon gebrauchte Sportprodukte wie zum Beispiel Fahrräder zurück, repariert sie bei Bedarf und verkauft sie mit einer zweijährigen Garantie und zu einem vergünstigten Preis weiter. Aktuell ist das Angebot auf Produkte aus dem eigenen Haus begrenzt, langfristig wolle man jedoch Sportprodukte aller Händler zurückkaufen und reparieren können, erläuterte Michael Kiess, Leiter von Buy Back.
Weniger begeistert reagiert man bei Decathlon auf die Frage, warum weniger Frauen im Unternehmen in Führungspositionen arbeiten. 2021 lag die Quote bei 42,3 Prozent. Damals hieß es auch, dass man diese Zahl weiter ausbauen wolle. Im vergangenen Jahr waren dann 37 Prozent der Führungskräfte bei Decathlon weiblich - ein „Ausbau“ von minus fünf Prozent also. Auf Nachfrage der FR gab Vorstand André Weinert zerknirscht zu: „Das ist in der Tat etwas, worauf ich nicht wahnsinnig stolz bin.“ Decathlon arbeite aber daran, in Zukunft wieder mehr Frauen anzuwerben und einzustellen.
Für das kommende Geschäftsjahr erwartet Weinert ein Wachstum von 1,3 Milliarden Euro. Außerdem wolle man den Umsatzanteil an Produkten mit „Ecodesign“, also Produkte mit reduzierter Umweltauswirkung, von 30 Prozent auf über 35 Prozent erhöhen. Ob der Onlinehandel weiter wächst, bleibt abzuwarten. Der Höhenflug bei Decathlon soll also weiter anhalten - vielleicht werden 2023 dann auch wieder vermehrt Frauen daran teilhaben.