Geldwäsche-Verdacht: Razzia bei der Deutschen Bank

Es besteht der Verdacht, dass das Geldhaus es mal wieder nicht so genau mit der Geldwäschebekämpfung genommen hat.
Frankfurt – Die Deutsche Bank bleibt wegen möglicher Verstöße gegen Vorschriften zur Vermeidung von Geldwäsche im Fokus der Justizbehörden. Am Freitag kam es deshalb wieder einmal zu einer Razzia in der Zentrale des Geldhauses an der Frankfurter Taunusanlage. Eine Sprecherin der Staatsanwalt Frankfurt bestätigte die Durchsuchungsmaßnahmen aufgrund eines Beschlusses des Amtsgerichts Frankfurt vom 4. April. Beteiligt waren Beamte des Bundeskriminalamtes, der Finanzaufsicht Bafin und der Staatsanwaltschaft Frankfurt.
Es gehe um bislang unbekannte Verantwortliche der Bank, bei denen ein Verdacht der Beteiligung an Geldwäschehandlungen oder des Verstoßes gegen das Geldwäschegesetz bestehe. Weitere Details nannten die Ermittler:innen nicht. Die Deutsche Bank bestätigte die Razzia. Sie stehe im Zusammenhang mit Geldwäscheverdachtsmeldungen, die die Bank abgegeben habe. Wie immer in solchen Fällen betonte ein Sprecher, dass man vollumfänglich mit den Behörden kooperiere. Die Bafin lehnte eine Stellungnahme ab.
Deutsche Bank: Probleme nicht abgestellt
Angeblich soll die Bank Geldwäscheverdachtsanzeigen – wieder einmal – zu spät abgegeben haben. Damit setzen sich die Probleme in diesem Bereich offensichtlich fort und von Aufseher:innen bereits beklagte Mängel wurden noch nicht abgestellt. Die Bank ist von Gesetzes wegen verpflichtet, sofort zu melden, wenn sie Hinweise hat, dass Kundengelder möglicherweise aus kriminellen Geschäften stammen oder sie im Zusammenhang mit Terrorismusfinanzierung stehen könnten.
Bereits im September 2018 hatte die Bafin der Bank einen Sonderbeauftragten für den Bereich Geldwäscheprävention an die Seite gestellt. Gleichzeitig hatte die Finanzaufsicht angeordnet, dass die Bank zur Vorsorge gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung in einzelnen Bereichen „angemessene“ interne Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen und allgemeine Sorgfaltspflichten einzuhalten habe. Es war das erste Mal, dass die Aufsicht einen solchen Schritt gegen ein Geldhaus in Deutschland anordnete.
Vor einem Jahr erweiterte die Aufsicht das Mandat des Sonderbeauftragten und legte der Bank nahe, sich unter anderem stärker um die Identifizierung von Kund:innen zu kümmern. Der Sonderbeauftragte, der die Umsetzung der Maßnahmen überwachen soll, ist weiter aktiv. Den Leiter der Sparte zur Bekämpfung von Geldwäsche hat die Bank im vergangenen Jahr ausgetauscht.
Deutsche Bank: Sewing räumte Mängel bei Geldwäsche-Bekämpfung ein
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte auf der Hauptversammlung im Mai vergangenen Jahres Mängel bei der Bekämpfung von Geldwäsche eingeräumt. Die Bank habe ihre Kontrollsysteme zwar seit 2019 mit Aufwendungen in Höhe von zwei Milliarden Euro erheblich gestärkt, „aber wir haben noch Arbeit vor uns.“
Die Bank ist in den vergangenen vier Jahren mehrfach in Verbindung mit Geldwäschefragen in die Schlagzeilen geraten und hatte schon diverse Razzien im Haus. Auch Geldstrafen zahlte die Bank schon. Dass sie weitere Geldbußen und Strafen nicht ausschließt zeigt die Tatsache, dass sie laut jüngstem Quartalsbericht Ende März für mögliche Belastungen 600 Millionen Euro für zivilrechtliche Verfahren und weitere 500 Millionen Euro für Prozesse mit den Aufsichtsbehörden zurückgestellt hat. (Rolf Obertreis)