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Provisionen bleiben erlaubt

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Von: Nina Luttmer

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Die EU-Kommission hat ihre Pläne für ein Provisionsverbot in der Anlageberatung fallen gelassen - und gibt sich damit offensichtlich der Finanzlobby geschlagen.

Banken und Versicherer können aufatmen, Verbraucherschützer:innen dagegen sind enttäuscht: Die EU-Kommission wird es der Finanzbranche - zumindest vorerst - nicht verbieten, auf Provisionsbasis zu arbeiten. Das sagte EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness am späten Donnerstagnachmittag auf einer Konferenz in Stockholm. „Wir haben denen zugehört, die uns sagen, dass ein vollständiges Provisionsverbot zu diesem Zeitpunkt zu disruptiv sein könnte“, sagte McGuinness.

Sie kündigte allerdings andere Schritte an, um Verbraucherinnen und Verbraucher besser vor Abzocke zu schützen. Dazu gehört etwa, dass Finanzdienstleister Kosten für Produkte klarer darstellen müssen, damit Kundinnen und Kunden sie besser vergleichen können. Zudem will Brüssel prüfen, wie bei Anlageprodukten ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis sichergestellt werden kann. Details will die Kommission noch im Mai vorstellen.

Britta Langenberg, Verbraucherschutzexpertin bei der Bürgerbewegung Finanzwende, kritisierte die Absage an ein Provisionsverbot. „Für Kunden im Finanzbereich bedeutet das: Es wird vor allem verkauft und nicht beraten. Provisionen und Interessenkonflikte bleiben Alltag. Das ist für Verbraucher eine bittere Botschaft“, sagte sie.

Finanzwende und andere Verbraucherschutz-Organisationen hatten für eine grundlegende Wende hin zur Honorarberatung plädiert. Das heißt: Kundinnen und Kunden zahlen entweder ein Stundenhonorar oder einen Prozentsatz der Anlagesumme an den Finanzberater, werden dafür aber vollkommen unabhängig beraten. Die Finanzlobby argumentiert stets, dadurch würden viele, insbesondere weniger betuchte Menschen, überhaupt keine Beratung mehr in Anspruch nehmen.

Intransparente Kosten

Verbraucherschützer:innen halten dagegen. „Die Kundschaft zahlt sowieso – bei einem Honorar ist aber eher gewährleistet, dass ihr Interesse auch wirklich im Vordergrund steht“, sagte etwa Langenberg. Bei der hierzulande gängigen Provisionsberatung dagegen erhält etwa die Bank vom Versicherer eine Provision, wenn sie dessen Produkte verkauft. Die Beratung ist daher oft interessengeleitet - die Kosten tragen am Ende die Kund:innen, ihre Darstellung ist meist wenig verständlich. In mehreren Ländern wie Großbritannien, Finnland oder den Niederlanden gibt es bereits ein Provisionsverbot.

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