Positive Signale für die Weltwirtschaft

Zeigt sich die Konjunktur robuster als erwartet, hat das allerdings eine Kehrseite - die Notenbanken müssen stärker bremsen, um die Inflation in den Griff zu bekommen
Die guten Nachrichten zur Konjunktur häufen sich. Das zwingt die Notenbanken, weiter an der Zinsschraube zu drehen – möglicherweise länger und fester als erwartet. In dieser Woche stellen Fed und EZB wichtige Weichen, und manche Anleger:innen am Finanzmarkt könnten auf dem falschen Fuß erwischt werden.
Am Dienstag verbreitete der Internationale Währungsfonds (IWF) vorsichtigen Optimismus für die Weltwirtschaft. Von „positiven Überraschungen“ und „unerwarteter Widerstandsfähigkeit“ mehrerer Staaten sprach Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas bei einem Auftritt in Singapur. Er schränkte allerdings ein: „Das ist eine gute Nachricht, aber nicht genug.“ Der IWF hatte zuletzt sehr düstere Prognosen gestellt. Gourinchas hofft jetzt unter anderem auf das Ende der Lockdowns in China und den Rückgang der Energiekosten.
Auch die Entwicklung in der Eurozone macht Hoffnung. Die Wirtschaftsleistung ist Ende vergangenen Jahres noch leicht gestiegen. Zwar war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal nur 0,1 Prozent größer als in den drei Monaten davor, aber schon das sei eine Überraschung, sagt Martin Morrison von der Fondsgesellschaft DWS. Die deutsche Wirtschaft ist um 0,2 Prozent geschrumpft, die spanische aber zum Beispiel um 0,2 Prozent gewachsen. Zwar gebe es eine Schwächephase, „eine technische Rezession wird jedoch unwahrscheinlicher“.
Ist die Konjunktur robuster als erwartet, hat das allerdings eine Kehrseite: Die Notenbanken müssen mehr bremsen, um die Inflation in den Griff zu bekommen. An diesem Mittwoch entscheidet die Federal Reserve in den USA über die Leitzinsen, die EZB in Frankfurt folgt am Donnerstag. Expertinnen und Experten sind sich weitgehend einig, was Fed-Chef Jerome Powell am Abend verkünden wird: Die Zinsen werden erneut erhöht, aber nicht mehr um 0,5 sondern nur noch um 0,25 Prozentpunkte. Die EZB dagegen werde am Donnerstag noch einmal um 0,5 Prozentpunkte nach oben gehen – sie hat auch später angefangen, an der Zinsschraube zu drehen.
Bei den anschließenden Erklärungen von Powell und seiner EZB-Kollegin Christine Lagarde könnte es an den Finanzmärkten allerdings unruhig werden. Denn angesichts der optimistischeren Prognosen dürften beide erst recht ihre Entschlossenheit betonen, die Inflation zu bekämpfen – das bedeutet nachhaltigen Zinsanstieg und im schlechten Fall einen Sturz in die Rezession. Beides ist Gift für die Aktienmärkte.
Zwar haben Lagarde und Powell in den letzten Wochen keine Zweifel an dieser Linie gelassen, aber an der Börse hat man ihnen nicht recht geglaubt. Viele setzen dort darauf, dass es mit den Zinserhöhungen sehr bald wieder vorbei sein wird. Das Szenario sieht so aus: Die Wirtschaft rutscht in die Rezession, die Inflation geht deshalb schneller zurück als erwartet, und große Zinsschritte sind nicht mehr nötig. Im Gegenteil: Noch in diesem Jahr könnten zumindest in den USA die Leitzinsen schon wieder sinken.
Doch darüber gehen die Ansichten auseinander. „Wenn die jüngste wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit des Euroraums anhält, kann es sein, dass die EZB ihre Geldpolitik stärker straffen muss, als dies derzeit an den Finanzmärkten eingepreist ist“, schreibt etwa Konstantin Veit vom Vermögensverwalter Pimco in einer Analyse. Auf den überraschend starken Start ins Börsenjahr würde dann schnell Ernüchterung folgen.
Eine nicht ganz unwichtige Entscheidungsgrundlage fehlt dem EZB-Rat am Donnerstag allerdings: Die deutsche Inflationsrate für Januar ist noch nicht bekannt, die EZB wird sich auf Schätzungen verlassen müssen. Das tut auch die EU-Statistikbehörde, die an diesem Mittwoch die Inflationsdaten der Eurozone veröffentlicht – mit einer Schätzung für die größte europäische Volkswirtschaft.
Eigentlich veröffentlicht das Statistische Bundesamt Destatis die vorläufigen Preisdaten stets am letzten Tag des Monats. Im Januar ist das aber an einem „technischen Problem in der Datenaufbereitung“ gescheitert.