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Plan für mehr Energieeffizienz

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Von: Mechthild Henneke

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Jede Einsparung zählt, ist die Parole in Zeiten steigender Gaspreise. Deshalb wollen Eigenheimbesitzer:innen ihre Häuser besser isolieren oder veraltete Anlagen austauschen.
Jede Einsparung zählt, ist die Parole in Zeiten steigender Gaspreise. Deshalb wollen Eigenheimbesitzer:innen ihre Häuser besser isolieren oder veraltete Anlagen austauschen. © Illustration: Moritz Wienert

Steigende Gaspreise motivieren viele Menschen, in die Sanierung ihrer Immobilie und ein neues Heizsystem zu investieren. Der Bund stellt dafür Fördermittel bereit.

Jede Einsparung zählt, ist die Parole in Zeiten steigender Gaspreise. Deshalb wollen Eigenheimbesitzer:innen ihre Häuser besser isolieren oder veraltete Anlagen austauschen, vor allem um die Heizkosten zu drosseln. Der Staat fördert einige solche Maßnahmen. Doch er differenziert auch bei der Unterstützung. Während der Einbau von Wärmepumpen gefördert wird, ist dies bei Photovoltaikanlagen nur in bestimmten Konstellationen der Fall. Eine kluge Strategie kann helfen, möglichst viele Fördermittel zu nutzen. Wir erklären, wie dabei vorzugehen ist.

Individueller Sanierungsfahrplan
Grundlegend für die Auswahl der geeigneten Maßnahmen ist eine fachkundige Beratung. „Das ist gleich aus zwei Gründen sinnvoll“, sagt Christine Heidmann, Redaktionsleiterin des Webportals www.energie-fachberater.de aus Baden-Baden. Zum einen haben die Energieberater:innen den Überblick über technische und rechtliche Fragen. Zum anderen erhöht sich die Förderung von späteren Maßnahmen um fünf Prozent, wenn ein sogenannter individueller Sanierungsfahrplan erstellt wird.

Der individuelle Sanierungsfahrplan, kurz: iSFP, ist eine auf die jeweilige Immobilie zugeschnittene Strategie, die vom Förderprogramm „Vor-Ort-Beratung“ des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) anerkannt wird. Zertifizierte Energieberater:innen können einen iSFP ausstellen. Eine Liste solcher Berater:innen findet sich auf der Webseite der Deutschen Energie-Agentur www.dena.de. Die Kosten für einen individuellen Sanierungsfahrplan werden zu 80 Prozent (für Ein- und Zweifamilienhäuser maximal 1300 Euro, für größere Wohngebäude maximal 1700 Euro) von der Bafa übernommen.

Die Abwicklung der Förderung regeln die Berater:innen. Laut Verbraucherzentrale Bund besteht der Eigenanteil in der Regel aus 200 bis 300 Euro.

Mike Kinder, Experte des Webportals www.energieheld.de und Energieberater beim Unternehmen Renewa, empfiehlt dringend, einen solche Beratung hinzuzuziehen. Wer schon weiß, was er sanieren möchte, erhalte aufgrund des fachlich erstellten Fahrplans mehr Förderung. Wer noch nicht weiß, welche Maßnahmen beim eigenen Haus sinnvoll sind, bekomme eine fachkundige Beratung. „Gebäude sind immer individuell zu betrachten“, sagt Kinder. Die gute Nachricht: Grundsätzlich kann bei nahezu jedem Gebäude die Energieeffizienz gesteigert werden.

Um einen individuellen Sanierungsfahrplan zu erstellen, guckt der Berater das Haus von außen und innen an. Er prüft Dach, Fenster und Fassade auf sichtbare Mängel, er schaut sich die Heizungsanlage an. „Man kann Energieberater unterstützen, wenn man Unterlagen zur Hand hat wie eine Baubeschreibung, Grundrisse, Schornsteinfegerprotokolle oder den letzten Energieausweis“, sagt Kinder. Das sei sinnvoll, weil der Aufbau eines Bauteils nicht immer mit bloßem Auge zu erkennen sei. So sei bei einem ausgebauten Dachgeschoss nicht sofort ersichtlich, wie groß die Sparren sind und ihr Abstand.

Der Fahrplan enthält laut Bafa-Vorgabe einen Katalog von maximal fünf Maßnahmen. „Diese müssen nach Möglichkeit förderfähig ausgearbeitet werden“, so die Verbraucherzentrale. Die Hausbesitzer müssen auf mögliche Fördermittel hingewiesen werden. Sie haben 15 Jahre Zeit, um die Maßnahmen umzusetzen. Kinder weist darauf hin, dass es im Moment Wartezeiten bei der Bestellung eines Energieeffizienz-Experten gibt. „Man muss unter Umständen mit mehreren Monaten rechnen“, sagt er.

Sanierung der Heizung
„Im Moment fokussieren sich sehr viele auf die Heizung“, sagt Heidmann. Das Ziel sei, die eigene Gasheizung möglichst schnell zu entfernen und eine Heizung auf Basis erneuerbarer Energien zu installieren. Das lasse sich aber oft nicht schnell realisieren. „Erstens sind Heizungsbetriebe aktuell stark ausgelastet, zweitens ist es wenig wirtschaftlich, eine erst vier oder fünf Jahre alte Heizung auszutauschen. Sinnvoller sei es häufig, in einem ersten Schritt den Energiebedarf mit anderen Sanierungsmaßnahmen zu senken und erneuerbare Energien zu ergänzen, zum Beispiel über eine Solaranlage für Heizung und Warmwasser. „Das rechnet sich in der Regel bei Haushalten von vier Personen.“ Eine Alternative sei eine Photovoltaik-Anlage. Der Solarstrom könne im Haushalt sowie zur Erwärmung von Warmwasser genutzt werden.

Ab einem Alter von 15 Jahren lohnt es sich laut Heidmann, über den Austausch einer Ölheizung gegen eine Heizung auf Basis erneuerbarer Energien nachzudenken. „Hier kann die Förderung bis zu 55 Prozent betragen“, sagt Kinder. Mithilfe regionaler Programme lassen sich sogar 60 Prozent Förderung erreichen.

Einzelmaßnahmen
Vor dem Tausch der Heizung empfiehlt Heidmann Einzelmaßnahmen, die zur Senkung des Energieverbrauchs beitragen. „Die sauberste und günstigste Energie ist die, die wir gar nicht erst verbrauchen“, sagt eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK), das für die Förderprogramme verantwortlich ist. Viele Maßnahmen werden zu 20 Prozent (maximal 40 000 Euro) gefördert: zum Beispiel die Dämmung der Gebäudehülle, die Erneuerung von Fenstern, Außentüren und -toren oder ein sommerlicher Wärmeschutz. Andere Maßnahmen mit 20-Prozent-Förderung sind der Einbau oder die Erneuerung von energieeffizienten raumlufttechnischen Anlagen zum Beispiel mit Wärmerückgewinnung oder der Einbau digitaler Systeme zur Betriebs- und Verbrauchsoptimierung genauso wie Maßnahmen zur Heizungsoptimierung. Dazu zählt beispielsweise die Installation einer Fußbodenheizung, sagt Kinder, oder die Einstellung eines hydraulischen Abgleichs zur Einstellung der Volumenströme für eine optimale Wärmeverteilung unter den Heizflächen im Haus. Die Förderungen sind auf der Webseite www.deutschland-machts-effizient.de aufgelistet.

Verrechnung der Förderung
Die Förderung für Sanierungen wurde 2021 neu strukturiert und erhöht. Sie ist jetzt in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zusammengefasst. Darin gibt es drei Teilprogramme, die unterschiedlich gefördert werden. Die energetische Sanierung von Wohngebäuden und Einzelmaßnahmen werden vom Bafa und von der Bank KFW gefördert. Die Beantragung wurde vom Gesetzgeber erleichtert: „Künftig muss für die Förderung von Einzelmaßnahmen und für die Baubegleitung nur ein Antrag gestellt werden, auch wenn mehrere Sanierungsmaßnahmen geplant sind“, sagt die BMWK-Sprecherin.

Alternativ zur Bundesförderung können Maßnahmen auch als steuerliche Förderung in der Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden. Eine vorherige Antragstellung ist deshalb nicht erforderlich.

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