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Opel rollt auf die Zielgerade zu

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Der Kanadische Konzern Magna produziert derzeit den BMW X3. Das Unternehmen wäre durch die Übernahme ein direkter Konkurrent zu anderen Autoherstellern. Diese zeigen sich jedoch zuversichtlich.

Auf dem Weg zur Rettung des Autobauers Opel haben der Konkurrent BMW und das Land Niedersachsen einige Hindernisse beseitigt. BMW-Vertriebschef Ian Robertson sagte der Online-Ausgabe von Auto Motor und Sport, man werde auch weiter eng mit dem potenziellen Opel-Investor Magna zusammenarbeiten. Der kanadisch-österreichische Zulieferkonzern produziert derzeit den BMW X3 und soll im nächsten Jahr die vierte Modellreihe des Mini in Graz produzieren. Mit einer Opel-Übernahme würde das Unternehmen zu einem direkten Konkurrenten anderer Autohersteller.

Der VW-Großaktionär Niedersachsen will laut Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) trotz der befürchteten Wettbewerbsverzerrung nicht juristisch gegen die geplanten Staatshilfen für Opel vorgehen. "Es muss unser aller Ziel sein, dass der Abbau von Überkapazitäten in der Welt mehr außerhalb als innerhalb Deutschlands stattfindet. Wenn es ein zukunftsfähiges Konzept gibt, werden wir nicht intervenieren", sagte Wulff. Zurückhaltend äußerte er sich zu Vorschlägen, dass sich Länder wie Hessen an einer neuen Opel AG beteiligen könnten, ähnlich wie Niedersachsen an VW. "Wir fahren gut bei Volkswagen, weil wir uns als Aktionär wie ein Unternehmer verhalten. Aber VW hat eine ureigene Entwicklungsgeschichte. Das lässt sich nicht einfach übertragen."

Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) hatte gestern den Weg für eine Abspaltung von Opel und eine eigenständige Europa AG geebnet. "Durch die Übertragung von Werken, Patenten und Rechten an Technologie wird die neue Adam Opel GmbH schuldenfrei eine Partnerschaft mit einem möglichen Investor eingehen können", sagte Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz. Übertragen würden die Werke der Marken Opel und der britischen Schwester Vauxhall. Finanziell ist Opel bereits vom GM-Konzern getrennt, der demnächst wohl Gläubigerschutz nach Chapter eleven des US-Rechts suchen wird. Das Herauslösen der europäischen Teile von GM bedeutet eine rechtliche Trennung. Hauptanteilseigner bleibt zunächst GM.

Eine Herauslösung des Europa-Geschäfts ist nach Aussage von Juristen auch noch kurz vor dem Zeitpunkt möglich, zu dem GM Gläubigerschutz nach Chapter eleven in den USA sucht, sofern dies nicht zu einem unrealistischen Preis geschieht. Der Gläubigerschutz wäre damit nicht verletzt und Finanzinvestoren, die an GM beteiligt sind, hätten mit einer möglichen Klage keine Chance. Überdies will GM ja an Opel beteiligt bleiben, so dass auch die Gläubiger mit von der Partie wären.

Regierungssprecher Thomas Steg sagte, eine Voraussetzung für das geplante Treuhandmodell sei die Herauslösung von Opel aus dem GM-Konzern. Er betonte, dass die Verkaufsentscheidungen weiter im Wesentlichen bei GM und der US-Regierung liegen.

An Opel haben Magna, der italienische Fiat-Konzern, die US-Finanzgesellschaft Ripplewood und am Dienstag noch die chinesische Gesellschaft Beijing Automotive Industry Interesse angemeldet. Letztere hat aber kaum Chancen.

Am Mittwochabend war im Kanzleramt ein Spitzentreffen zu Opel geplant. Berater der Bundesregierung haben nach Zeitungsberichten ein vernichtendes Urteil über die bisherigen Konzepte der Bieter gefällt. Sie empfahlen der Bundesregierung laut Handelsblatt, keinesfalls bereits am Mittwochabend einen Bieter auszuwählen. Eine Vorfestlegung wäre eine Katastrophe, habe es in den Beraterkreisen geheißen. Vor allem das Magna-Konzept werde kritisch beurteilt. Werde das Magna-Konzept umgesetzt, "wäre das Unternehmen vom ersten Tag an insolvent", hieß es demnach in Regierungskreisen. Grund sei, dass Magna im Gegensatz zu Fiat bei einem Fiat-Einstieg nicht bereit wäre, "echtes Eigenkapital" einzubringen. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte, das Papier sei die Meinung eines Investmentbankers und nicht die der Bundesregierung.

Koch befürwortet Magna als Investor. Das Konzept sei überschaubarer und klarer beurteilbar als bei der Konkurrenz, sagte der Ministerpräsident. Fiat sei für die Beteiligten eine "Black Box". Ohne Änderungen würde staatliche Hilfe innerhalb von zwei Jahren allein bei Fiat verschwinden. Den Konzepten von Magna, Ripplewood und Fiat ist gemein, dass sie den Abbau von 10.000 Stellen europaweit vorsehen. cri/rtr/dpa

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