1. Startseite
  2. Wirtschaft

Ohne Bremse, ohne Licht

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Selbst ist der Trabifahrer. (Archivbild)
Selbst ist der Trabifahrer. (Archivbild) © dpa

Laut einer Studie hat jedes zweite Auto auf Deutschlands Straßen gefährliche technische Mängel. Dabei warten die Werkstätten sehnsüchtig auf Kundschaft.

Von Peter Dietz

Auf die Hupe drückt die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ). Sie warnt: Die Zahl der Fahrzeuge mit gefährlichen Mängeln steige weiter, jedes zweite Auto auf Deutschlands Straße hat Schäden.

Von den 42 Millionen in Deutschland zugelassenen Pkw führen 15 Prozent ohne funktionstüchtige Bremsen, ein weiteres Viertel sei mit Defekten an Beleuchtung und Elektrik unterwegs, klagte GTÜ-Geschäftsführer Rainer de Biasi am Dienstag bei Vorstellung der aktuellen Mängelstatistik auf der Messe Automechanika in Frankfurt.

Die Studie hat erneut erhebliche Risiken durch technische Mängel auf Deutschlands Straßen ausgemacht. Notwendige Reparaturen würden häufig schlicht nicht gemacht, sagt de Biasi. „Die Auswertungen ergaben ein Potenzial von rund 40 Millionen Mängeln, davon allein rund 17 Millionen reparaturbedürftige Brems- und Beleuchtungsanlagen.“

Zudem halte der Überalterungstrend an – trotz der im vergangenen Jahr abgelaufenen Abwrackprämie. Das Durchschnittsalter aller Autos liegt heute bei mehr als acht Jahren. Knapp ein Fünftel der Autos sei sogar länger als zwölf Jahre im Verkehr. Und gerade die alten Rostlauben seien ein Verkehrsrisiko. In der Altersgruppe über neun Jahre seien im ersten Halbjahr des Jahres 70 Prozent der Fahrzeuge mit Mängeln aufgefallen.

Dabei würden sich sowohl Autobauer wie auch Werkstätten über zusätzliche Nachfrage freuen. Denn der Wettbewerb in der Branche wird härter, freie Werkstätten konkurrieren mit Vertragsbetrieben der Hersteller um Kunden. Die Großen übernehmen die Kleinen: So nimmt die Zahl der Betriebe ab; im Jahr 2000 gab es bundesweit 47.000 Werkstätten, 2009 nur noch 38.300. Druck auf die Preise bauen zudem Werkstattketten wie ATU auf.

Die Autos, die neu auf den Markt kommen, würden zudem immer wartungsärmer, weniger reparaturanfällig – müssten daher seltener auf die Hebebühne, sagen Fachleute. Zusätzlich böten immer mehr Autobauer Flatrates beim Neuwagenkauf – Werkstattleistungen inklusive. Die Hersteller haben großes Interesse am Werkstattgeschäft, erklärt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: „Dort wird durch den Ersatzteilverkauf wirklich Geld verdient.“

Das Problem der Branche ist nach Dudenhöffers Meinung sowieso ein anderes: Zu viele Autohändler, zu viele Werkstätten, teure Auflagen der Autobauer und Rabatte. Die Autofahrer waren im vergangenen Jahr bei der Wartung knauseriger: 74,5 Millionen Mal ließen sie laut Studie ihren Wagen reparieren oder warten. Ein Jahr zuvor fuhren die Deutschen noch 82,2 Millionen Mal bei einem Kfz-Betrieb vor.

Bei den Gebrauchtwagen machen die deutschen Hersteller Boden gut; auch das hat GTÜ untersucht. Spitzenreiter mit der geringsten Mängelzahl des gesamten Qualitätsranking ist der Mercedes SL. Auf der Basis von fünf Millionen Hauptuntersuchungen wurde die Rangliste erstellt.

Die Oberklasse ist die Domäne der Deutschen: Der BMW 6er erklimmt in dieser Kategorie erstmals die oberste Stufe des Siegerpodests, die Plätze zwei und drei belegen VW Phaeton und BMW 7er. Bei den Kompaktwagen haben die Japaner und Franzosen die Nase vorn; erster Deutscher im Ranking ist der VW Golf V auf Platz sieben. (mit dpa)

Auch interessant

Kommentare