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Neuseelands Goldrausch

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Da wo ein Regenbogen endet, soll ein Schatz vergraben sein, heißt es. Im neuseeländischen Macraes in Otago stimmt das vielleicht sogar.
Da wo ein Regenbogen endet, soll ein Schatz vergraben sein, heißt es. Im neuseeländischen Macraes in Otago stimmt das vielleicht sogar. © imago images / imagebroker

Auf der Südinsel des Landes suchen Firmen und Glücksritter wieder verstärkt nach dem Edelmetall. Denn die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben den Preis stark getrieben.

Neuseeland öffnet sich wieder zum Rest der Welt, die Covid-Restriktionen fallen nach und nach. Gleichzeitig ist der Goldpreis im Aufwärtstrend. Dies lockt Glücksritter in eine Region Neuseelands, wo ein Goldfund im 19. Jahrhundert schon einmal einen Goldrausch ausgelöst hat.

Die Coronajahre haben die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall bereits stark angefeuert. Die derzeitigen Zinssorgen, die Inflation und natürlich die unsichere geopolitische Lage seit der russischen Invasion in der Ukraine machen die als krisensicher geltende Anlage gleich nochmal attraktiver. Anfang März diesen Jahres stieg der Preis je Feinunze (rund 31,1 Gramm) Gold vorübergehend wieder auf über 2000 Dollar und blieb nur knapp unter seiner Rekordmarke von 2075 Dollar im August 2020. Am Freitagmittag notierte der Preis je Feinunze bei knapp 1933 Dollar.

Die Südinsel Neuseelands profitiert von dem großen Interesse an dem wertvollen Edelmetall: Die Region Otago beispielsweise zieht inzwischen so viele Glücksritter an, wie schon seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr. Mehrere lokale Tageszeitungen haben in den vergangenen Tagen über diesen „modernen Goldrausch“ berichtet.

Laut dem neuseeländischen Ministerium für Wirtschaft, Innovation und Beschäftigung (MBIE) sind deutlich mehr Anträge bei der dafür zuständigen Sparte New Zealand Petroleum and Minerals eingegangen. „Der Anstieg der Neuanträge war größtenteils auf den Goldpreis zurückzuführen, der ein Rekordhoch erreicht hat, sowie auf die Aktivitäten nach den Covid-19-Lockdowns“, hieß es vonseiten der Behörde gegenüber lokalen Medien.

Nuggets, die „wie die Sterne im Orion“ leuchten

Seit 2020 hat die Anzahl der Anträge für Prospektion, Exploration oder zum Abbau von Gold deutlich zugenommen: 84 wurden bisher genehmigt, weitere 136 stehen aus. Vor allem die Region Otago, aber auch die Westküste der Südinsel sind beliebt: In Otago wurden seit Anfang 2020 33 Anträge genehmigt, während weitere 26 noch ausstehen. Für die Westküste wurden im gleichen Zeitraum 32 Genehmigungen vergeben, während 64 Anträge noch unbeantwortet sind.

1861 hatte ein Goldfund in Otago zum ersten Mal eine Euphorie ausgelöst. Der glückliche Finder sprach damals von Nuggets, die „wie die Sterne im Orion“ leuchten und trat damit den ersten großen Goldrausch des Landes los. Tausende eilten in den Folgemonaten und -jahren in die Region – nicht nur Bergleute, sondern auch Geschäftsleute und Entertainer.

Die Entdeckung bedeutete einen großen wirtschaftlichen Aufschwung sowohl für die Provinz Otago als auch für die gesamte neuseeländische Wirtschaft. Der Goldrausch in Otago erreichte Mitte der 1860er Jahre schließlich seinen Höhepunkt, danach zogen die Bergleute zu den neuen Goldfeldern an der Westküste des Landes weiter.

Doch inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass die Ader im Schiefergoldgürtel von Central Otago, der reichsten, aber noch wenig erkundeten goldhaltigen Region des Landes, noch nicht erschöpft ist. „Die alten Praktiken waren nicht so effizient wie heute, daher haben alte Abbaustätten, Abraumhalden und Abfalldeponien das Potenzial, mehr Wert zu erzeugen“, sagte Stuart Hedges, der 25 Jahre Erfahrung in der Goldminenindustrie hat, im Interview mit dem „NZ Herald“.

Bergbaufirmen sind auf den Goldrausch aufgesprungen

Das lokale neuseeländische Nachrichtenmedium „Stuff“ berichtete über den Goldgräber Graeme Hutchins, der mit Kollegen in einem Fluss in Central Otago auf ein unberührtes Goldflöz gestoßen sein soll. „Es war das einzige Mal, dass wir in elf Jahren Baggerarbeiten auf eine solche Ader gestoßen sind“, sagte er. „Unter jedem Stein, den wir aufhoben, war Gold.“

Hutchins wollte weder den Namen des Flusses öffentlich bekannt geben noch die Menge an Gold, die die Männer gefunden haben – doch er meinte, er und seine Kollegen seien der Beweis dafür, dass in der Region immer noch Gold zu finden sei.

Neben Glücksrittern wie Hutchins sind auch einige professionelle Bergbaufirmen auf den Goldrausch aufgesprungen und suchen nach Möglichkeiten, neue Goldminen aufzubauen. Das australische Bergbauunternehmen Santana Minerals ist eine der Firmen, die daran arbeiten, den Erfolg des Konkurrenten OceanaGold zu replizieren: OceanaGold betreibt die Mine Macraes in der Nähe von Dunedin – Neuseelands größte Goldmine.

Der professionelle Goldbergbau ist jedoch nichts für den Glücksritter Hutchins. Für ihn ist die Jagd nach dem Edelmetall eher eine Gelegenheit, sich ein paar Mal im Jahr mit ein paar Freunden zu treffen und in einem Wohnwagen in einem der abgelegensten Teile von Central Otago zu übernachten. „Es ist der Lebensstil“, sagte er. Sie würden zusammen in ihrem Camp sitzen und gemeinsam trinken. „Keiner von uns macht es wegen des Geldes, wir genießen es einfach“, sagte er.

Trotzdem sei das Ganze durchaus „harte Arbeit“ – während des Tages seien sie bis zu sechs Stunden im Wasser, um nach Gold zu suchen, berichtete der Glücksritter, und dabei gehe so einiges schief. In einem Jahr beispielsweise habe ein Sturm ihren Bagger zerstört. Aber es seien auch immer ein paar Tage dabei, an denen sie Glück hätten. „Es zahlt immer für das Benzin, das Essen und den Alkohol und in Teilen auch für Reparaturen und Wartung, aber es ist nicht etwas, mit dem ich meinen Lebensunterhalt verdienen möchte.“

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