„Ruinös, panisch“: Fahrradhandel senkt drastisch die Preise - pünktlich zur Saison
Der Corona-Boom beim Fahrrandhandel ist vorbei. Jetzt folgt eine Preisschlacht – rechtzeitig zum Beginn der Fahrrad-Saison.
München – Die Corona-Pandemie hat dem Fahrradhandel in Deutschland einen regelrechten Boom beschert. Schließlich bleiben Radfahrer:innen an der frischen Luft und haben auch noch Abstand. Zudem sind etliche vom öffentlichen Nahverkehr auf den Drahtesel umgestiegen, um das Corona-Ansteckungsrisiko zu verringern. Das führte bei den Händler:innen zu leeren Lagern und gutem Geschäft, das sich noch bis 2022 durchgezogen hat. Doch nun könnte es eng werden.
Fahrradhandel: „Über-Nachfrage beruhigt sich“
2022 haben die Fahrradhändler:innen ihren Umsatz trotz hoher Inflation und Lieferproblemen noch gesteigert. Er wuchs inflationsbereinigt um 2,4 Prozent im Vergleich zu 2021, wie das Statistische Bundesamt im April mitteilte. Das im Jahr 2020 erzielte Rekordergebnis sei damit nur um 0,7 Prozent verfehlt worden. Im ersten Corona-Jahr war den Fahrradhändler:innen mit einem Umsatzplus von 32,4 Prozent der stärkste Anstieg seit Beginn der Erhebung 1994 gelungen.
„In den vergangenen Jahren wurden Fahrradhändlern alle Bikes ja quasi aus den Händen gerissen, die verfügbar waren“, erklärt der Geschäftsführer von Little John Bikes, Robert Peschke, gegenüber der Wirtschaftswoche (Wiwo). Sein Unternehmen betreibt insgesamt über 50 Läden in ganz Deutschland. Doch mittlerweile hat sich die Lage stark verändert. „Wir stehen vor einer starken Konsolidierung und Professionalisierung im Fahrradmarkt“, so Peschke gegenüber dem Magazin.
Der Markt habe sich mittlerweile gedreht, macht er deutlich. „Die Über-Nachfrage beruhigt sich, der Kapitalbedarf steigt.“ Aber auch der Personalmangel macht den Fahrradhändlern, die oftmals nur kleine Betriebe mit wenigen Mitarbeitern sind, zu schaffen.

„Panische“ Preissenkungen bei Fahrrädern: Kunden können jetzt sparen
Doch es gibt noch ein viel größeres Problem: „Um angesichts der Lieferengpässe überhaupt an Räder zu kommen und in der Erwartung, dass der Boom so weiter gehen würde, haben viele Händler:innen unerklärlich und zum Teil gierig viel Ware bestellt“, so Peschke gegenüber dem Magazin. Diese Ware kommt jetzt an – doch nun fehlt die Nachfrage. Viele Händler:innen würden jetzt „panisch“ die Preise senken, um schnell an Kapital zu kommen. Peschke spricht hier von „ruinösen 20 Prozent Rabatt und mehr“ – auch für aktuelle Fahrradmodelle.
Derzeit herrscht also Chaos auf dem Fahrradmarkt. Die derzeitige Rabattschlacht sieht der Geschäftsführer kritisch. Er rechnet damit, dass dies sogar etliche Fahrradhändler „am Ende die Existenz kosten“ wird. (ph/rtr)