Mainova und Co. fangen Gaskunden auf

Der Billiganbieter gas.de stellt seine Lieferung an Haushalte ein. Betroffene könnten Schadensersatz fordern.
Tausende Haushalte im Rhein-Main-Gebiet sind vom Stopp der Gaslieferungen durch die Versorgungsgesellschaft gas.de betroffen. Allein die Frankfurter Mainova hat als Grundversorger mehr als 5000 ehemalige Kundinnen und Kunden des Erdgasdiscounters übernommen, wie Pressesprecher Sven Birgmeier auf Anfrage mitteilte. Der Darmstädter Anbieter Entega beliefert jetzt über 6000 Haushalte, denen gas.de und die Schwestermarke Grünwelt den Hahn zugedreht haben. In Offenbach springt die EVO für rund 400 Kund:innen ein, bilanzierte Unternehmenssprecher Harald Hofmann.
Das im rheinischen Kaarst ansässige Unternehmen gas.de Versorgungsgesellschaft hatte seine Belieferung am Morgen des 3. Dezembers bundesweit eingestellt und vorab die Kund:innen und Kunden über diesen Schritt informiert. Als Grund gab gas.de eine „nie dagewesene Preisexplosion an den europäischen Energiehandelsplätzen“ an. Zuletzt habe sich der Preis für Lieferungen im Winter in der Spitze um mehr als 400 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht.
Wie viele Haushalte bundesweit vom Ausfall betroffen sind, war bei gas.de nicht zu erfahren. Eine entsprechende Anfrage ließ der Billiganbieter unbeantwortet. Branchenkenner halten eine höhere sechsstellige Zahl für wahrscheinlich. Allein in Nordrhein-Westfalen könnten es rund 100 000 Kund:innen sein.
Wohnung bleibt nicht kalt
Deren Wohnungen bleiben deshalb aber nicht kalt. In einem solchen Fall springen automatisch die Grundversorger ein - das sind jene Unternehmen, die in einem Netzgebiet die Mehrheit der Haushalte beliefern. Maßgeblich ist dann zunächst der Grundversorgungstarif. Wer danach nicht zu einem anderen Anbieter wechselt, geht nach drei Monaten automatisch in den Grundversorgungstarif über, erklärte das Vergleichsportal Check 24.
Einen seriösen günstigen Anbieter zu finden, ist derzeit nicht einfach, da die Versorger zuletzt auf breiter Front die Tarife erhöht haben.
Rechtlich unklar ist bislang noch, ob die vom Ausfall bei gas.de betroffenen Kund:innen Schadensersatz von gas.de fordern können, wie Holger Schneidewindt, Referent für Energierecht der Verbraucherzentrale NRW, der Frankfurter Rundschau erklärte. Grundlage des Anspruchs könne die Differenz zwischen dem ursprünglich vereinbarten und dem nun neuen höheren Preis für den Gasbezug in der Grundversorgung sein. Dies sei vor allem für diejenigen relevant, deren Verträge noch eine lange Laufzeit hätten, sagte der Experte.
Betroffenen raten Fachleute dann, gas.de mitzuteilen, dass sie die Ankündigung der Einstellung der Belieferung und den Belieferungsstopp selbst für nicht zulässig halten. Sie sollten sich dabei auch schriftlich vorbehalten, einen Schadensersatz wegen einer Vertragspflichtverletzung geltend zu machen.
Weitere Anbieter in Schwierigkeiten
Das Unternehmen hatte am 2. Dezember angekündigt, die „Kundenbeziehungen sachgerecht abzuwickeln“. Im Rahmen der Endabrechnung würden zustehende Guthaben sowie auch zeitanteilig Neukundenboni ausgezahlt, heißt es auf der Webseite der beiden Marken gas.de und Grünwelt. Dies solle innerhalb von sechs Wochen nach dem Stopp der Lieferung geschehen.
Schon vor gas.de waren auch andere Anbieter in Schwierigkeiten geraten und hatten ihren Kund:innen das Gas abgestellt - darunter Versorger wie Immergrün, Enstroga, Strogon und Fuxx.