Lufthansa überrascht

Lufthansa schreibt zum Jahresstart deutlich bessere Zahlen. Dabei ist das für die Fliegerei normalerweise die schwerste Zeit des Jahres. Ist also alles wieder im Lot? Leider nein.
Alle reden vom harten Wettbewerb in der Luftfahrt – und die Lufthansa fliegt ganz locker im ersten Quartal einen Gewinn aus der Betriebstätigkeit von 25 Millionen Euro ein.
Das ist zwar keine gigantische Summe, aber dennoch eine Erwähnung wert. Denn in den drei Monaten am Jahresanfang läuft es generell eher mau in der Fliegerei, weshalb die Kranich-Linie in der Regel auch Miese ausweist, ein Profit für die Periode von Januar bis März wurde zuletzt 2008 erwirtschaftet.
Möglich wurde der aktuelle Gewinn, weil sich die Töchter des Konzerns vorbildlich präsentieren. Die Techniksparte, die auch Maschinen vieler anderer Airlines wartet, konnte ihren operativen Profit um fast 60 Prozent auf 138 Millionen Euro steigern, weil die Kapazitäten besser ausgelastet und Kosten gesenkt wurden. Die Frachtsparte, lange ein Sorgenkind, hat wieder schwarze Zahlen geschrieben, insbesondere im asiatisch-pazifischen Raum steigen die Erlöse. Wieder einmal haben sich Nebengeschäfte als Stabilisator erwiesen.
Dennoch stürzte die LH-Aktie am Donnerstag bis zum Nachmittag um mehr als vier Prozent ab. Der Grund: Im Passagiergeschäft sieht es eher mau aus. Die blau-gelbe Kernmarke, die mit weitem Abstand wichtigste Einnahmequelle, hat im operativen Geschäft Miese von zwölf Millionen Euro eingeflogen, nach einem Profit von 45 Millionen im Vorjahr.
Dabei machten sich heftig gestiegene Kosten für die Technik bemerkbar. Die Abteilung Billigfliegerei dürfte dem Management noch größere Bauchschmerzen bereiten. Zwar schossen die Einnahmen um 81 Prozent auf 683 Millionen Euro in die Höhe – das hat vor allem mit 20 gemieteten Fliegern von Air Berlin zu tun, mit denen das Angebot ausgebaut wurde.
Der Verlust in dieser Sparte kletterte aber im Vergleich zur Vorjahreszeit um acht Millionen auf 132 Millionen Euro. Dabei will sich die Lufthansa mit ihren Marken Eurowings und Brussels Airlines als Herausforderer der Low-Cost-Marktführer Ryanair und Easyjet profilieren.
Aufwendungen pro Passagiert sind zu hoch
Doch derzeit kann die LH-Sparte mit den Iren und den Briten noch nicht mithalten. Experten gehen davon aus, dass die Aufwendungen pro Passagier – ohne Ausgaben für Treibstoff – mehr als doppelt so hoch wie etwa beim Billigmarktführer Ryanair liegen.
Überdies ist die Auslastung der Maschinen zurückgegangen, dabei müssten sie deutlich steigen. Denn in den Jets des Lufthansa-Konzerns sind im Schnitt 74 von 100 Sitzen besetzt. Bei Ryanair sind es 95. Und der Konkurrenzkampf mit den Iren, mit Easyjet oder Wizz Air wird härter.
Die Wettbewerber bauen ihre Flotten aus, und es zieht sie verstärkt an die großen Flughäfen. An Deutschlands größtem Airport in Frankfurt bekommt Ryanair bei den Gebühren überdies noch einen Rabatt von fast 50 Prozent – was das LH-Management erzürnt, das für seine Flieger ebenfalls Nachlässe fordert.
Doch Konzernfinanzchef Ulrik Svensson räumt auch ein, dass die selbst verursachten Kosten weiter gedrückt werden müssten. Da verwundert es kaum, dass er wenig Lust auf zusätzliche Abenteuer mit ungewissem Ausgang hat – etwa eine Übernahme von Alitalia. Die Airline ist pleite, die italienische Regierung sucht einen Investor. „Wir sind nicht da, um Alitalia zu kaufen“, sagte Svensson.