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Licht aus dem Vogelsberg

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Von: Martin Brust

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Viele Formen, viele Farben.
Viele Formen, viele Farben. © Lampenwelt.de

Ein hessisches Unternehmen ist deutscher Marktführer im Onlinehandel mit Lampen.

Die Welt der Finanzinvestoren gilt als schillerndes Glitzerreich. Eine Welt, in der sich hippe Start-ups in Frankfurt, Berlin, London oder dem Silicon Valley mit millionenschweren Geldgebern in schicken Locations treffen und über den Börsengang oder ihre Growth-Strategie plaudern. Der Vogelsberg, nordöstlich von Frankfurt zwischen Wetterau und Rhön, ist das Gegenteil. Er gilt als sterbende Region: Abnehmende Bevölkerungsentwicklung bei niedriger Bevölkerungsdichte, strukturschwach, hohe Arbeitslosigkeit. 

Man kann im Vogelsberg auch sehen, wie wenig Vorurteile oft der Realität entsprechen. Die Arbeitslosigkeit etwa ist im Hessenvergleich eher im unteren Bereich. Daran nicht unbeteiligt sind die Brüder Thomas und Andreas Rebmann. Sie gründeten 2004 das Unternehmen Lampenwelt in Schlitz im Osten des Kreises. Erst vor wenigen Tagen wurde das für zehn Millionen Euro erbaute neue Lager eröffnet, mit dem die internationale Expansion weiter forciert werden soll. „Jüngst haben wir einen eigenen Onlineshop in Irland eröffnet, den 14. in Europa“ so Geschäftsführer Thomas Rebmann.

Lampenwelt sieht sich selbst als deutschen Marktführer im Onlinehandel mit Lampen und auch europaweit an führender Stelle. 2016 wurden nach Unternehmensangaben bereits 45 Prozent des Umsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaftet. Auch in Frankreich, Polen, Österreich und der Schweiz sei man Marktführer. 2017 wurden in Spanien und Italien Onlineshops eröffnet. 

Das Geld für die Expansion kommt auch aus London und Berlin: Der Finanzinvestor 3i hat im Frühjahr 120 Millionen in die Firma investiert und weitere 54 Millionen als Darlehen bereitgestellt, die Briten sind nun Hauptanteilseigner. Am Donnerstag stieg noch ein Venture Capital-Fonds ein: Project A aus Berlin hat von 3i Lampenwelt-Anteile übernommen.

Lampenwelt hat eine beeindruckende Wachstumsgeschichte hingelegt“, begründet Peter Wirtz, 3i-Geschäftsführer in Deutschland, das Investment. Nun wolle man das Unternehmen unterstützen, „international weiter zu expandieren und die Wachstumspläne voranzutreiben“. Er sehe sowohl in bestehenden Märkten „erhebliches Wachstumspotenzial“, als auch „in der Erschließung weiterer europäischer Länder“. Das Investment sei für 3i klassische Wachstumsfinanzierung. Mit welchem Zeithorizont und möglichem Ausstieg 3i eingestiegen ist, darüber wolle man so kurz nach dem Investment nicht spekulieren.

Die Internationalisierung bedeutet aber keinen Abschied vom Vogelsberg. „Wir bauen weiterhin auf Schlitz als hervorragenden logistischen Standort – sowohl für Deutschland als auch in Europa. Durch das neue Logistikzentrum können wir hier auch die sofortige Produktverfügbarkeit weiter verbessern. Aus diesem Grund ist und bleibt Schlitz unser Hauptstandort, an dem Schlüsselabteilungen wie Marketing, Logistik, Vertrieb und Service angesiedelt sind“, so Rebmann. 

Das neue Logistikzentrum verdoppelt die Anzahl der Pakete, die monatlich versandt werden können, auf eine Viertelmillion. Rund eine halbe Million Artikel hat Lampenwelt im Lager, der Neubau mit rund 6000 Quadratmetern ist das bisher größte Bauprojekt des Unternehmens. In der 90 Meter langen Halle sind 11.500 Palettenstellplätze und rund 20 Packstationen entstanden. In diesem Jahr sollen 70 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, aktuell beschäftigt Lampenwelt über 300 Mitarbeiter. Das Unternehmen betreut und berät seine Kunden in ganz Europa mit Muttersprachlern direkt von Schlitz aus. Auch für die Mitarbeitergewinnung scheint die Randlage kein großes Problem zu sein: „Wir sind stolz darauf, dass wir von der Kleinstadt Schlitz aus all denen Karrierechancen bieten können, die nicht Großstädte wie Frankfurt, München, Hamburg oder Berlin favorisieren und trotzdem auf internationalem Parkett mitspielen möchten“, erklärt Rebmann.

Der Gründer hat eine klassische Erfolgsgeschichte geschrieben und ist dafür seiner Heimat treu geblieben, in der er aufgewachsen ist. Während des Studiums in Kirchhain bei Marburg, auch nicht weit weg vom Vogelsberg, begann er, Lampen auf Ebay zu verkaufen, um sein Studium zu finanzieren. Das Geschäft lief bald so gut, dass er 2004 mit seinem Bruder Andreas eine Firma gründete und mit dem Aufbau des eigenen Online-Shops lampenwelt.de begann, der laut Unternehmensangaben bereits 2008 der meistbesuchte in diesem Segment in Deutschland war.

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