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Rente: Neue Regeln im Koalitionsvertrag – Erhöhung nun doch geringer als versprochen?

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Von: Wolfgang Mulke

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Rentnerin öffnet einen Brief der Deutschen Rentenversicherung (Symbolbild)
Fällte die versprochene Rentenanpassung der Ampel-Koalition nun doch geringer aus als erwartet? (Symbolfoto) © Felix Kästle/dpa

Die Ampel aus SPD, Grünen und FDP will den Nachholfaktor wieder einführen. Fällt die Rente dadurch doch geringer aus als erhofft?

Berlin – Die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland haben sich womöglich zu früh auf eine kräftige Anhebung ihrer Bezüge im kommenden Jahr gefreut. Denn auf Seite 66 des Koalitionsvertrages der künftigen Bundesregierung ist ein folgenreiches Vorhaben verborgen. „Wir werden den sogenannten Nachholfaktor rechtzeitig vor den Rentenanpassungen ab 2022 wieder aktivieren und im Rahmen der geltenden Haltelinien wirken lassen“, heißt es dort.

Sollte die Ampel diese Ankündigung wahr machen, dürfte die Rentenanpassung statt der ursprünglich geschätzten fünf Prozent niedriger ausfallen. Der genaue Wert steht noch nicht fest und hängt von mehreren Sondereinflüssen ab. „So stellen wir sicher, dass sich Renten und Löhne im Zuge der Corona-Krise insgesamt im Gleichklang entwickeln und stärken die Generationengerechtigkeit“, begründen die Koalitionäre von SPD, Grünen und FDP das Vorhaben.

Ampel-Koalition will Nachholfaktor: Was bedeutet das?

Es handelt sich um eine komplizierte Materie. Die Renten sind an die Lohnentwicklung gekoppelt. Steigen die Löhne insgesamt, werden auch die Renten angehoben. Umgekehrt gilt dies nicht. Bei sinkenden Löhnen droht den Rentnerinnen und Rentnern schlimmstenfalls eine Nullrunde.

Das war in diesem Jahr der Fall, weil die Einkommen der Arbeitnehmer:innen im vergangenen Jahr rückläufig waren. Ursprünglich sollte der Nachholfaktor die eigentlich fällige Kürzung in den folgenden Jahren durch geringere Rentensteigerungen ausgleichen.

Koalitionsvertrag: Steigt die Rente weniger stark?

Diese Regelung hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) allerdings ausgesetzt. Da die Lohnentwicklung in diesem Jahr wieder deutlich nach oben zeigt, gingen die ersten Schätzungen der Rentenversicherung auch von einem dicken Plus für die Rentner:innen im kommenden Jahr aus. Ohne Nachholfaktor haben die Fachleute eine Steigerung von 5,2 Prozent im Westen und 5,9 Prozent im Osten errechnet. Wird der Nachholfaktor wieder eingeführt, wie es der Koalitionsvertrag vorsieht, käme nur die Hälfte dabei heraus.

Das Arbeitsministerium will sich dazu noch nicht äußern. Vermutlich wird Heil seinen Job als Minister dort behalten. Dann müsste er sich selbst korrigieren. „Die im Koalitionsvertrag getroffenen Festlegungen müssen noch geprüft werden“, heißt es auf Anfrage, „die konkrete Ausgestaltung bleibt daher abzuwarten“. Die Aussetzung des Nachholfaktors ist in der Vergangenheit heftig als ungerecht kritisiert worden, weil die Rentenansprüche damit auf längere Sicht stärker steigen als die Löhne. (Wolfgang Mulke)

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