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Ahrtal-Katastrophe: So hoch sind die Kosten pro Kopf für die Deutschen

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Von: Nail Akkoyun

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Im kleinen Ort Schuld im Ahrtal stehen Menschen nach der Flut im Juli 2021 vor einem stark beschädigten Wohnhaus.
Im kleinen Ort Schuld im Ahrtal stehen Menschen nach der Flut im Juli 2021 vor einem stark beschädigten Wohnhaus. © Thomas Frey/dpa

Der Klimawandel wird die Deutschen perspektivisch immer mehr kosten – neue Zahlen sind alarmierend.

Berlin – Nachdem der Weltklimarat sich im jüngsten Sachstandbericht pessimistisch zum 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens geäußert hat, schlagen nun auch Versicherungsverbände Alarm. Gegenüber der Frankfurter Rundschau von IPPEN.MEDIA erklärte der Verband öffentlicher Versicherer, dass man infolge des Klimawandels zunehmend häufiger und zunehmend höhere Schäden abdecken müsse.

Allein die Schäden der Ahrtal-Katastophe kosten jeden Steuerzahler 360 Euro.

Allein die Flutschäden im Juli 2021 haben Deutschland einem Bericht des schweizerischen Analyse-Instituts Prognos zufolge rund 40,5 Milliarden Euro gekostet – nur bis zu 8,5 Milliarden Euro seien aber von Versicherungen übernommen worden, weitere Gelder stammen aus dem EU-Solidaritätsfond sowie aus privater Tasche. „2021 haben Bund und Länder mehr Geld für die Beseitigung der Flutschäden im Juli 2021 als für den Klimaschutz ausgegeben“, sagte Ökonom Holger Bär der Frankfurter Rundschau.

30 Milliarden Euro haben der Bund und die Länder für die Kostendeckung der Flutschäden beigesteuert. Es sind Summen, an die sich die Bevölkerung in Zeiten des Klimawandels gewöhnen muss. „Teilen Sie mal 30 Milliarden durch 83 Millionen und schauen Sie, was das für den Bundesbürger bedeutet“ – das Ergebnis: 361 Euro pro Kopf. „Diese Summe stottern wir jetzt 30 Jahre ab“, sagte Bär.

Kampf gegen den Klimawandel: „Noch kann es sich Deutschland leisten“

Es ist ein Luxus, den sich die finanzstarke Bundesrepublik inklusive ihrer Bürgerinnen und Bürger noch erlauben kann, doch Bär warnt vor künftigen Extremwetterschäden: „Noch kann es sich Deutschland leisten, die unversicherten Schäden solidarisch auf die Gesellschaft zu verteilen. Mit zunehmender Häufigkeit und Schadenhöhe steigt die Belastung der nachfolgenden Generationen. Dann stellt sich die Frage, wann ein Punkt erreicht wird, an dem dieses Maß an Solidarität nicht mehr geht.“

Auch beim Gesamtverband der Versicherer (GDV) warnt man vor kommenden Schäden – und fordert verstärkte Klimamaßnahmen. „Ohne ein erhöhtes Tempo im Kampf gegen den Klimawandel wird die globale Wirtschaft bis 2050 rund 10 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts verlieren“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. Um solche Szenarien zu verhindern, müsse der Temperaturanstieg gestoppt und unter anderem die Ziele des Pariser Abkommens erreicht werden.

Asmussen verwies auf eine Studie der Schweizerischen Rückversicherungs-Gesellschaft, der zufolge „bis zum Jahr 2040 die wetterbedingten Katastrophenschäden in Deutschland um 90 Prozent zunehmen“ werden. Es sei daher höchste Zeit, dass sich die deutsche Wirtschaft den Bedingungen anpasst. Prävention sei „Dreh und Angelpunkt“ der Versicherer, damit Schäden und Kosten „nicht aus dem Ruder laufen“.

Klimaschäden werden bis 2030 „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ steigen

Die Bundesministerien für Umwelt sowie Wirtschaft und Klimaschutz stellten Anfang März ebenfalls eine Studie zu möglichen Klimakosten vor. Je nach Szenario könnten auf die Bundesbürgerinnen und Bürger dem Ergebnis zufolge bis zu 900 Milliarden Euro zukommen. Die Veränderungen bei Wetter und Welt hätten „schon heute sehr schwere ökonomische Folgen“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Stefan Wenzel (Grüne). Diese Folgen könnten jedoch weiter „massiv anwachsen“.

„Sie können davon ausgehen, dass wir derartige Schäden sehr viel häufiger haben werden“, sagte auch die Klimaforscherin Alexandra Dehnhardt zur Frankfurter Rundschau. Bis 2050 soll sich die Anzahl der Extremwettereignisse deutlich erhöhen, doch auch in den kommenden Jahren dürfte sich die Situation bereits zuspitzen: „Mit hoher Wahrscheinlichkeit“ werden die finanziellen Schäden schon bis 2030 steigen, sagte Dehnhardt – und damit auch die Kosten für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. (nak)

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