KFW im Krisenmodus

Die staatliche Förderbank KFW sieht die Entwicklungszusammenarbeit angesichts der Langzeitfolgen der Pandemie und des Ukraine-Krieges immer stärker gefordert. Viel Geld fließt weiterhin für die Bekämpfung der Folgen von Corona.
Die Corona-Pandemie, der Krieg gegen die Ukraine und der Klimawandel - drei Krisen und ihre Folgen werden das Engagement der KFW Bankengruppe in ärmeren Ländern in den nächsten Jahren noch deutlicher prägen. „Ich sehe die Entwicklungszusammenarbeit immer stärker gefordert“, sagte KFW-Vorständin Christiane Laibach am Mittwoch bei der Vorlage der Jahresbilanz der Entwicklungsbank und der KFW-Tochter DEG.
Laibach nannte beispielhaft die sich zuspitzende Ernährungskrise mit stark steigenden Lebensmittelpreisen, die zahlreiche Länder erfasse. Hier müsse es neben kurzfristiger humanitärer Hilfe zur Bekämpfung von Hunger in einer längeren Perspektive auch darum gehen, die Staaten dabei zu unterstützen, ihre Abhängigkeit von Importen zu reduzieren und die lokale Produktion von Agrargütern zu stärken, sagte Laibach.
Im vergangen Jahr erteilte die staatliche KFW insgesamt Zusagen über 10,1 Milliarden Euro für 486 Vorhaben – das waren rund zwei Milliarden Euro weniger als im Vorjahr mit einem Rekordhoch von 12,4 Milliarden Euro. Von den Fördermitteln entfielen 8,6 Milliarden Euro auf die Entwicklungsbank. Rund 1,5 Milliarden Euro stellte die KFW-Tochter DEG für die Finanzierung privater Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern bereit.
Entwicklungshilfe: Aufbau einer Impfstoffproduktion in afrikanischen Ländern
Stark war die Entwicklungsbank nach eigenen Angaben in das Corona-Sofortprogramm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung involviert. Für die Jahre 2020/2021 stellte das Institut insgesamt 6,6 Milliarden Euro bereit. Davon seien bereits 4,2 Milliarden Euro in 212 Projekte in 71 Ländern geflossen – vornehmlich zur Ernährungssicherung, in die Liquidität von Unternehmen und in den Gesundheitssektor. Mit Mitteln der KFW sei beispielsweise auch der Aufbau einer Impfstoffproduktion in Ruanda, im Senegal und in Südafrika gefördert worden.
Bei der Bewältigung der Pandemiefolgen engagierte sich auch die KFW-Tochter DEG (Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft), die privaten Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu Finanzierungen verhilft. Nach Angaben von Roland Siller, Vorsitzender der DEG-Geschäftsführung, stellte die DEG insgesamt 62 Millionen Euro für 179 Vorhaben bereit.
Kurzfristige Hilfen waren nach Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine gefragt. Kleineren Firmen und Mittelständlern habe die KFW Entwicklungsbank da in der Summe mit rund 150 Millionen unter die Arme greifen können. Die Bank werde darüber hinaus auch weiterhin die sozialen Sicherungssysteme und Binnenflüchtlinge unterstützen, sagte KFW-Vorständin Laibach.
Die großen Themen für Entwicklungsbank und DEG bleiben die Transformation hin zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft und Energieversorgung sowie die Anpassung an die Folgen der fortschreitenden Erderwärmung. Projekte im Bereich Klima- und Umweltschutz erhielten im vergangenen Jahr nach Angaben von Laibach Förderungen von 3,7 Milliarden Euro.
Dabei seien 12,5 Millionen Menschen bei der Bewältigung des Klimawandels direkt unterstützt worden, weitere 114 Millionen indirekt – zum Beispiel durch Versicherungen. 1,2 Millionen Menschen erhielten erstmals oder einen verbesserten Zugang zu einer Energieversorgung.
Weil Klimaschutz in einem engen Zusammenhang mit der Biodiversität gesehen wird, steigert die KFW ihre Förderung zur Bewahrung der Artenvielfalt um 27 Prozent auf 685 Millionen Euro, die sich weltweit auf 165 Schutzgebiete verteilten. Das Institut unterstütze insgesamt 800 Schutzareale und sei damit „einer der größten Geber weltweit für den Erhalt biologischer Vielfalt“, sagte Laibach.
Auf dem Weg hin zu Produktionsweisen, die weniger CO2 emittieren, will die DEG Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern künftig noch gezielter begleiten und werde dafür ein Tochterunternehmen ausgründen, das die Partner der DEG entsprechend beraten könne, kündigte Siller an.