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Inflation steigt erneut

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Das Einkaufen im Supermarkt macht zur Zeit wenig Spaß. Imago Images
Das Einkaufen im Supermarkt macht zur Zeit wenig Spaß. Imago Images © imago images/Martin Wagner

Wirtschaftsweise erwarten, dass die Preise angesichts des Krieges in der Ukraine weiter anziehen. In den Tarifverhandlungen könnte das den Druck auf die Gewerkschaften erhöhen / Von Helmuth Klausing

Der Abwärtstrend bei der Teuerung hat sich nicht fortgesetzt. Die Verbraucherpreise stiegen im Februar um 5,1 Prozent im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres. Das teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag auf Grundlage einer ersten Schätzung mit. Nach einer jährlichen Teuerungsrate von 5,3 Prozent im Dezember und 4,9 Prozent im Januar hatten Ökonomen gehofft, die Inflation könnte weiter sinken. Das Gegenteil ist nun der Fall.

„Damit ist eine Inflationsrate von unter vier Prozent für das Gesamtjahr 2022 eigentlich unrealistisch geworden“, sagt Achim Truger, Mitglied im Sachverständigenrat der Regierung, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Je nach dem, wie die Gaspreise an die Verbraucher durchgereicht werden und der Gaspreis sich krisenbedingt entwickelt, können es auch über fünf oder sogar über sechs Prozent werden.“

Seit Januar haben die Preise insgesamt um 0,9 Prozent angezogen. Vor allen steigende Energiepreise trieben die Inflationsrate in die Höhe. Dabei schlägt sich der Krieg in der Ukraine in den Februarzahlen noch gar nicht voll nieder. Der Angriff Russlands auf das Nachbarland hatte an den Rohstoffmärkten für Preissprünge bei Rohöl und Erdgas gesorgt, die aber erst mit Verzögerung zu höheren Verbraucherpreisen führen werden.

Andere Preistreiber stehen jetzt schon fest. „Das Problem der Lieferengpässe entspannt sich zwar, ist aber noch nicht ausgestanden, und wir sehen bereits eine Knappheit von Arbeitskräften in einigen Bereichen“, sagt die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer im Gespräch mit dem RND. Das wirke „lohn- und preistreibend“. Nach einer Jahresteuerung von 3,1 Prozent im vergangenen Jahr erwartet auch Schnitzer deshalb für 2022 eine Steigerung: „Da sind wir schnell bei vier Prozent, es kann aber auch noch höher werden. Eine Fünf oder Sechs vor dem Komma kann man aktuell nicht ausschließen.“

Vor allem zwei Unwägbarkeiten sieht die Professorin: Neben dem Verlauf des Kriegs in der Ukraine verweist sie auf bevorstehende Tarifverhandlungen. Dort steigt der Druck auf die Gewerkschaften. Im vergangenen Jahr sind die Verdienste der Beschäftigten nur noch um 1,3 Prozent gestiegen. Damit wurde der Anstieg der Verbraucherpreise von durchschnittlich 3,1 Prozent im vergangenen Jahr nicht mal annähernd ausgeglichen.

Vermutlich wird von der Arbeitnehmerseite jetzt mindestens ein Inflationsausgleich gefordert. Für Schnitzer ist das zu hoch: „Tarifabschlüsse unter der Inflationsrate halte ich für vernünftig.“ Die Preissteigerungen, die der Ukraine-Krieg vor allem im Energiebereich womöglich noch mit sich bringt, ließen sich ohnehin nicht ganz auffangen. „Ein kompletter Ausgleich geht einfach nicht.“ Eins müsse allen klar sein: „Der Krieg in der Ukraine macht uns ärmer“, sagt Schnitzer. „Wir werden alle davon betroffen sein.“ Höhere Löhne zögen aber auch noch höhere Preise nach sich.

Truger, Wirtschaftsprofessor an der Universität Duisburg-Essen, sieht das entspannter. „Dass es zu dauerhaft überhöhter Inflation wegen einer Lohn-Preis-Spirale kommt, halte ich weiterhin für unwahrscheinlich, das zeichnet sich bislang nicht ab.“ Er erwartet sogar an ein Abflauen der Preise noch in diesem Jahr. „Für die zweite Jahreshälfte und für 2023 besteht weiterhin Hoffnung auf sinkende Inflationsraten, weil dann die Wirkungen der Energiepreisschocks auslaufen dürften.“

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