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Inflation: Bei jedem dritten Deutschen reicht der Netto-Lohn nicht mehr

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Von: Patrick Freiwah

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Die Inflation treibt vielen Deutschen Sorgenfalten auf die Stirn. Zahlreiche Menschen erklären in einer Umfrage, dass sie die Lebenshaltungskosten nicht mehr stemmen.

Frankfurt/München - In den vergangenen Monaten erlebte Deutschland eine derartige Verteuerung der Lebenshaltungskosten, sodass sich zahlreiche Menschen Sorgen um ihre Existenz machen. Einer Umfrage zufolge stoßen beinahe ein Drittel der Bürger und Bürgerinnen an finanzielle Grenzen und sieht sich deswegen gezwungen, den Gürtel wesentlich enger zu schnallen. Das ergab eine von der Postbank durchgeführte Befragung von 1000 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen.

In der vom Institut Yougov durchgeführten Umfrage erklärten 21 Prozent, dass ihr Gehalt „eher nicht“ reichen würde, um die laufenden Lebenshaltungskosten decken zu können. 8,5 Prozent sind der Meinung, dass ihre Einnahmen „überhaupt nicht“ ausreichen. Dabei ist es besonders die Gruppe mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen unter 2500 Euro, die im Deutschland des Jahres 2023 kaum noch über die Runden kommen. 43 Prozent der Betroffenen geben an, dass sie mit ihrem aktuellen Gehalt nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten können.

Inflation in Deutschland zieht ökologische und soziale Folgen nach sich

Besonders stark ins Gewicht fallen dürfte die massive Inflation bei den Nahrungsmitteln. Im vergangenen April musste hierfür im Mittel 17,2 Prozent mehr Geld gezahlt werden, als zum gleichen Zeitpunkt des Jahres 2022. Energie verteuerte sich um „nur“ 6,8 Prozent, hier dürfte die Preisdeckelung für Strom, Erdgas und Fernwärme der Grund sein, dass die Preissteigerungen nicht noch höher ausfallen. Bei den Gesamtkosten gab es im April 2023 einen Zuwachs von 7,2 Prozent.

Die massive Inflation in Deutschland belastet viele Menschen und Familien
Die massive Inflation in Deutschland belastet viele Menschen und Familien. © IMAGO/Michael Gstettenbauer

„Die Inflation ist aber nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein soziales Problem. Diejenigen mit den geringsten Einkommen sind von den steigenden Preisen am meisten betroffen“, erklärt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank für Privat- und Firmenkunden. „Insofern kann es auch sinnvoll sein, insbesondere bei diesen Gruppen die Löhne anzuheben“, so der Finanzexperte. Dessen Arbeitgeber sorgt derweil für Negativ-Schlagzeilen aufgrund von fragwürdigen Stellenstreichungen.

Lebenshaltungskosten: EZB versucht Inflation entgegenzuwirken

Derweil versucht die Europäische Zentralbank (EZB) mit kontinuierlichen Zinserhöhungen, die hohe Inflation einzudämmen. Hintergrund: Höhere Zinsen verteuern Kredite und das bremst tendenziell die Nachfrage und wirkt hohen Teuerungsraten entgegen. Mittelfristig wird für den europäischen Raum eine Preisstabilität bei einer Inflationsrate von zwei Prozent anvisiert.

Zumindest rechnet laut der Yougov-Umfrage jeder zweite Befragte (53,6 Prozent) für die kommenden zwölf Monaten mit einer Gehaltserhöhung - hauptsächlich wegen eines Tarifabschlusses oder dank erfolgreicher Verhandlungen mit Vorgesetzten. In der Gruppe derjenigen, deren aktuelles Gehalt nicht zur Deckung der Lebenshaltungskosten reicht, seien dies nach eigenem Ermessen rund vier von zehn Befragten (43,6 Prozent). (PF mit Material der dpa)

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