Hohe Energiepreise: Gewerkschaften sehen Jobs in Gefahr
Wegen der hohen Strompreise fürchten Gewerkschaften um Hunderttausende Jobs. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will sich dem Thema annehmen.
Berlin/Frankfurt/Hannover – Wegen der im internationalen Vergleich hohen Strompreise in Deutschland sehen Industriegewerkschaften Hunderttausende Jobs in Gefahr. Insbesondere in energieintensiven Branchen wie der Stahl-, Chemie- oder Baustoffindustrie drohten Arbeitsplatzverluste und Standortschließungen, erklärten die Gewerkschaften IG Metall, IGBCE und IG Bau.
Gewerkschaften fürchten um Arbeitsplätze und fordern Industriestrompreis
Mit einem bundesweiten Aktionstag am Donnerstag wollen die Gewerkschaften ihrer Forderung nach einem Industriestrompreis Nachdruck verleihen, der international wettbewerbsfähig sei und langfristige Planbarkeit gewährleiste. Geplant sind nach Angaben der Gewerkschaften mehrere Dutzend öffentliche und betriebsöffentliche Aktionen und Kundgebungen.

„Deutschlands energieintensive Industrien sind aufgrund der extremen Energiekosten akut gefährdet. Mehr noch: Unsere Wettbewerbsfähigkeit steht auf dem Spiel, denn in anderen Weltregionen kostet Energie nur ein Bruchteil dessen, was unsere Betriebe zahlen müssen“, heißt es von den Gewerkschaften. Die staatlichen Energiepreisbremsen könnten diesen Unterschied bei weitem nicht ausgleichen.
Habeck hatte Industriestrompreis angekündigt
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte angekündigt, im ersten Halbjahr Vorschläge für einen staatlich subventionierten Industriestrompreis vorzulegen. „Die Bundesregierung muss beim Industriestrompreis lenkend eingreifen“, forderte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall: „Sonst drohen die Stahlerzeugung, die Aluminiumindustrie und weitere energieintensive Branchen über kurz oder lang aus Deutschland zu verschwinden. Davon wären Hunderttausende Arbeitsplätze direkt und indirekt betroffen.“
Der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis erklärte, die Chemie- oder Papierbranche hätten einen besonders hohen Energiebedarf. „Gleichzeitig stehen sie am Anfang nahezu aller industriellen Wertschöpfungsprozesse. Wenn sie aufgrund hoher Stromkosten Anlagen schließen und Produktion verlagern, ist das der erste Schritt zur Deindustrialisierung Deutschlands.“ (df/dpa)