IG-Metall will die 28-Stunden-Woche

Politik- und Wirtschaftsprofessoren unterstützen Forderung nach 28-Stunden-Woche ? "aber bei vollem Lohnausgleich".
Mit einem Aufruf stellen Politik- und Wirtschaftsprofessoren, Geisteswissenschaftler und Kulturschaffende hinter die IG-Metall-Initiative für eine 28-Stunden-Woche. Die Forderung der Gewerkschaft im aktuellen Tarifkonflikt sei nicht nur aus Gründen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie vernünftig, heißt es in dem Papier, das der Frankfurter Rundschau vorab vorliegt. „Sie kann auch zur Entlastung des Arbeitsmarktes beitragen.“
Zu den insgesamt über 60 Unterzeichnern gehören der Armutsforscher Christoph Butterwegge, die Soziologen Claus Otte und Oskar Negt, die Ökonomen Peter Hennicke, Heinz J. Bontrup und Mohssen Massarrat sowie die Schriftsteller Peter Schneider und der Musiker Konstantin Wecker. In ihrem Aufruf verweisen sie einerseits auf die nach offiziellen Angaben mehr als 2,5 Millionen Arbeitslose und die rund 1,9 Milliarden Überstunden, die im vergangenen Jahr geleistet wurden. Andererseits, so die Wissenschaftler, drohe infolge forcierter Digitalisierung und Produktivitätssteigerungen eine „neue Welle von Massenentlassungen“. Insofern sei eine flächendeckende und dauerhafte Verkürzung der Regelarbeitszeit eine „sozial- wie arbeitsmarktpolitische Maßnahme ersten Ranges“.
Die IG Metall fordert neben sechs Prozent mehr Lohn eine befristete Arbeitszeitverkürzung mit teilweisem Lohnausgleich für Kinderbetreuung, Pflege und Schichtarbeiter, die besonders belastet sind.
Diese Forderung der IG Metall müsse allerdings um zwei wichtige Elemente ergänzt werden, heißt es in dem Aufruf. Jede Arbeitszeitreduzierung müsse zum einen an einen entsprechenden Personalausgleich gekoppelt werden, damit die Arbeitsbelastung für die Beschäftigten nicht ansteigt. Zum anderen sollten Arbeiter, die zeitweise kürzer treten, dafür einen vollen Lohnausgleich erhalten.
„Den Unternehmen mangelt es nicht an Geld“, begründen die Unterzeichner ihre Forderung. „Sie schwimmen sogar im Geld, das sie schon seit mehreren Dekaden in den Finanzsektor zu Spekulationszwecken investieren.“
Das Argument, eine Arbeitszeitverkürzung verschärfe den Fachkräftemangel, lassen die Unterzeichner des Aufrufs nicht gelten. Beinahe eine Million Leiharbeiter widerlegten diesen Vorwurf. „Bei einem wirklichen Fachkräftemangel müssten alle diese unter ungerechten Löhnen leidenden Menschen sofort in Normalarbeitsverhältnisse übernommen werden.“