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Südkorea: Wird Verzehr von Hundefleisch verboten? – „Zeit, dem Ganzen ein Ende zu setzen“

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Von: Fabian Kretschmer

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Die schmecken auch gar nicht!
Die schmecken auch gar nicht! © imago images/Shotshop

Obwohl Hunde in Südkorea oft als Haustiere gehalten werden, dürfen sie auch gegessen werden. Das könnte sich bald jedoch ändern.

Wer eine koreanische Hundefleisch-Farm besucht, wird den Anblick so schnell nicht vergessen: In den oftmals kleinen Hinterhofbetrieben harren die Vierbeiner in winzigen Gitterkäfigen aus, nicht wenige von ihnen wurden als ehemalige Haustiere abgegeben. Eine „Task Force“ der südkoreanischen Regierung soll sich nun mit einem möglichen Verbot vom Hundefleischkonsum befassen. Die Arbeitsgruppe soll nach einer detaillierten Untersuchung eine Empfehlung über die Zukunft der Branche aussprechen.

„Da die Zahl der Familien mit Haustieren rapide gestiegen ist und das öffentliche Interesse an Tierrechten und Tierschutz in unserem Land zugenommen hat, mehren sich die Stimmen, die sagen, dass es jetzt schwierig ist, den Verzehr von Hundefleisch nur als traditionelle Esskultur zu betrachten“, sagt Südkoreas Ministerpräsident Kim Boo Kyum. Auch Präsident Moon Jae In gilt als Freund der Vierbeiner.

Hundefleisch: Südkorea hat einzige Hundefleischindustrie der Welt

Doch gleichzeitig beherbergt ostasiatische Tigerstaat als einziges Land der Welt eine kommerziell organisierte Hundefleischindustrie. Jährlich sollen laut Angaben von Nichtregierungsorganisationen über eine Million Tiere für den Verzehr geschlachtet werden. Konservative Hüter der jahrhundertealten Tradition berufen sich nicht selten auf Konfuzius, der in seiner Lehre bereits zwischen Jagd-, Wach- und Zuchthunden unterschieden hat. Zudem glauben insbesondere ältere Koreaner:innen, dass Hundefleisch – meist in einer scharfen Suppe serviert – als Potenzmittel dient und das Immunsystem gegen die feuchte Sommerhitze wappnet. Vor allem aber umwehen Hundefleischgerichte in Südkorea auch eine nostalgische Aura: Viele Senioren fühlen sich an die entbehrungsreiche Nachkriegszeit erinnert, als Hundefleisch die einzig verfügbare Quelle für Proteine darstellte.

Mittlerweile hat sich die öffentliche Wahrnehmung gewandelt. Für die meisten Menschen sind Hunde Haustiere. Laut einer Umfrage der Nichtregierungsorganisation Last Chance for Animals ziehen 80 Prozent aller befragten Koreaner nicht in Erwägung, Hundefleisch zu essen. Nur 1,2 Prozent konsumieren es mindestens einmal im Monat.

Hundefleisch in Südkorea: Debatte über Verbot ist eine hochsensible Angelegenheit

„Es ist an der Zeit, dem Ganzen ein Ende zu setzen, zum Wohle aller“, sagt Wendy Higgins von der Organisation „Humane Society International“ (HSI). Die NGO hat in den letzten Jahren bereits mehr als ein Dutzend Hundezuchtfarmen geschlossen und die geretteten Tiere an Besitzer vermittelt. Als Anreiz zahlt HSI den Betreibern von Zuchtbetrieben eine Geldsumme, damit diese einen wirtschaftlichen Neuanfang starten können.

Trotz allem ist das Thema eine hochsensible Angelegenheit. Denn das Stigma gegen den Konsum von Hundefleisch wird vor allem von ausländischen Tierschützern herangetragen. Der südkoreanische Hundemästerverband möchte sich nicht vorschreiben lassen, was auf dem Teller kommen darf. Generalsekretär Ju Yeongbong schlug vor, den Verzehr von Hundefleisch noch etwa 20 Jahre zu gestatten, in der Erwartung, dass sich das Problem durch die ohnehin sinkende Nachfrage von selbst erledigt. Denn die meisten Hundezüchter seien ohnehin ältere Leute ohne Chance auf ein geregeltes Einkommen. (Fabian Kretschmer)

Auch in Nordkorea soll Hundefleisch zum Verzehr dienen: Medien in Nordkorea warfen der Regierung sogar vor, sie habe wegen einer Lebensmittelknappheit Hunde und Katzen konfisziert, um sie an Restaurants und Zoos zu liefern.

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