„Gift für die Natur und das Klima“
Umwelt- und Entwicklungsorganisationen warnen davor, das von der EU vorgeschlagene Abkommen mit den Mercosur-Staaten in Südamerika abzuschließen. Sie fürchten einen Deal, der dem bedrohten Amazonas-Regenwald weiter schaden könnte.
Die Europäische Union verhandelt mit der Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur, zu der Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay gehören, schon seit 1999 über einen Handelsvertrag. 2019 wurde zwar ein Durchbruch erzielt, es hakt aber immer noch, vor allem was den Schutz des Regenwaldes im Amazonasgebiet angeht, der schon großteils für die Viehzucht und landwirtschaftliche Nutzung abgeholzt wurde.
Zahlreiche zivilgesellschaftliche Gruppen warnen deshalb vor den Folgen des Freihandelsabkommens. Mit ihm solle der Handel mit landwirtschaftlichen Produkten massiv gesteigert werden. „Tonnenweise Billigfleisch und ein starker Anstieg gefährlicher Pestizidexporte nach Südamerika wären die Folge“, kritisiert etwa Kerstin Meyer, Wirtschaftsreferentin des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland.
Marian Henn, Experte für Lateinamerika bei der Menschenrechtsorganisation Fian, verweist darauf, dass das Abkommen „auf eine gentechnik- und pestizidintensive Landwirtschaft“ setze. „Wer mit vielfältigen Fruchtfolgen und ökologischen Ansätzen arbeitet, kann so nicht wettbewerbsfähig wirtschaften – nicht nur in Südamerika, sondern auch auf die europäische Landwirtschaft steigt so der Preisdruck.“ Damit verhindere der Handelsvertrag die dringend notwendige Agrarwende.
Für Greenpeace ist der Deal „eine Freikarte, um wertvollen Amazonas-Regenwald für noch mehr Rinderweiden und Sojaplantagen für den Export in die EU abzuholzen“. Die Ausbreitung der Viehweiden sei „der größte Treiber der Waldzerstörung in Amazonien“, erklärte Lis Cunha, Handelsexpertin von Greenpeace, zuletzt anlässlich des Global Forum for Food and Agriculture in Berlin.
Zwar habe die Bundesregierung erklärt, den Amazonas zu schützen und dafür auch jüngst rund 35 Millionen Euro zugesagt. Doch berge das Abkommen hohe ökologische Risiken, wie Greenpeace in einer neuen Veröffentlichung kritisiert.
Es würde die Zölle auf klimaschädliche Agrargüter wie Futtersoja und Bioethanol teilweise senken. Fast 100 000 Tonnen Rindfleisch zusätzlich könnten durch das Abkommen laut Greenpeace-Recherchen zollbegünstigt in die EU importiert werden. „Der EU-Mercosur-Deal ist Gift für die Natur und das Klima.“
Statt mit diesem Abkommen großflächige und klimaschädliche Monokulturen zu fördern, solle die Bundesregierung „eine lokale, nachhaltige Landwirtschaft stärken und dieses veraltete Handelsabkommen verhindern“, fordert die Umweltorganisation.