Geschäfte mit harten Bandagen

Bei Edekas Kampf gegen Nestlé geht es um bessere Einkaufskonditionen. Ein Kommentar.
Die Auseinandersetzung zwischen dem deutschen Einzelhandelsriesen Edeka und dem schweizerischen Nahrungsmittelmulti Nestlé könnte als ein Kampf Gut gegen Böse aufgefasst werden.
War es nicht das Unternehmen Nestlé, das während der 70er und 80er Jahre in Afrika Milchpulver mit dem Versprechen vermarktet hatte, das Produkt sei für Säuglinge besonders zuträglich? Doch, so war es. Viele Kleinkinder hatten ihr Leben gelassen, weil das Pulver zwangsläufig mit verschmutztem Wasser angerührt worden war.
Seit dieser Ursünde, die das Image das Konzerns nachhaltig beschädigte, haben wiederkehrende Meldungen, Nestlé bemächtige sich lebenswichtiger Grundwasserreserven, profitiere von Kinderarbeit und lasse Palmöl auf ehemaligen Urwaldflächen produzieren, den schlechten Ruf des Unternehmens immer aufs Neue aufgefrischt.
Ob Nestlé sich tatsächlich so sehr von Konkurrenten wie Mars, Unilever, Kraft Heinz oder Danone unterscheidet, sei dahingestellt. Fest steht, dass auch Edeka mit harten Bandagen Geschäfte macht. Man übt enormen Preisdruck auf Erzeuger und Lieferanten aus und trägt zumindest indirekt auch zu Kinderarbeit oder Urwaldrodung bei.
Gleichwohl ist das Unternehmen bei Verbrauchern gut beleumundet. Ob das so bleibt, hängt von Edeka selbst ab. Sollte Nestlé wegen des Boykotts den Supermärkten bessere Konditionen einräumen, müssten eigentlich die Endverbraucherpreise für Nestlé-Produkte sinken.