Öko geht nicht ohne sozial
Der Schlüssel zur Transformation unserer Gesellschaft ist Umverteilung
Die Erkenntnis, dass wir unsere gravierenden ökologischen Fragen nicht werden lösen können, wenn wir nicht gleichzeitig soziale Gerechtigkeit herstellen, ist nicht neu. Aber sie ist noch viel zu wenig in der breiten Diskussion angekommen. Linkspartei und Rosa-Luxemburg-Stiftung wollen das ändern. Am Wochenende haben sie hierzu die Konferenz „Genug für allle – sozial.öko.logisch“ veranstaltet. Die Grundfrage war, wie soziale und ökologische Politik zusammengedacht werden kann, um eine sozial-ökologische Transformation zu ermöglichen. Der Ort war symbolisch hervorragend gewählt: Die 300 Teilnehmer_innen versammelten sich im Unesco-Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen. Wo einst Kohle abgebaut wurde, steht heute ein modernes Kultur- und Veranstaltungszentrum.
Eine zentrale Frage war hier: Wie kann die sozial-ökologische Transformation finanziert werden? Die Antwort lautet: durch Umverteilung. Denn es ist genügend Vermögen vorhanden, um die Transformation zu finanzieren. Laut dem neuesten Oxfam-Bericht zur Verteilung des Reichtums in der Welt besitzen inzwischen acht Männer (nicht: Menschen) soviel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. Auf Deutschland bezogen braucht es dazu 36 Personen.
Dabei ist die Umverteilung nicht nur Mittel zum Zweck. Sie ist selbst zentrales Element der sozial-ökologischen Transformation, die eben – wie der Begriff zeigt – auch soziale Gerechtigkeit schaffen will. Umverteilung ist nötig, um die soziale Infrastruktur zu sichern und auszubauen. Anstatt Steuern zu senken, müssen wir diese – besonders im obersten Segment – erhöhen und damit einen ökologischen Sozialstaat finanzieren. Denn ein gutes Leben für alle werden wir nur verwirklichen können, wenn wir dafür sorgen, dass unsere Art zu leben die ökologischen Grenzen nicht sprengt. Und wenn wir es schaffen, die Ausbeutung zu beenden, die dem obersten ein Prozent ihren Reichtum verschafft. (Zu den reichsten Männern der Welt gehört zum Beispiel Jeff Bezos, dessen Unternehmen Amazon für sein Lohndumping weltweit bekannt ist).
Im Übrigen sollten wir die Frage der Umverteilung zügig angehen, damit wir uns schleunigst der Umsetzung der Transformation widmen können. Denn der Klimawandel und seine katastrophalen Auswirkungen lassen nicht auf sich warten.
Die Autorin arbeitet beim Konzeptwerk Neue Ökonomie und ist Teil der Webredaktion von www.degrowth.de