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Frauen in der Tech-Branche
Women in Tech
- vonKatharina Beitzschließen
Weg mit den Missverständnissen: Nur weil man nicht programmieren kann, kann man dennoch Teil der Tech-Branche sein.
Man sollte meinen, das Thema „Frauen in Tech-Berufen“ wäre langsam auf jede Agenda gelangt, ihre Präsenz und ihr Impact in diesem so wichtigen Sektor selbstverständlich. Auf zahlreichen Veranstaltungen, die ich besucht und sogar selbst abgehalten habe, geht klar hervor: Es tut sich was, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns.
Events wie die sagenhaften Women-Who-Code-Abende und Netzwerke wie die ReDi School haben inzwischen einen selbstverständlichen Platz in unserer Diskussionskultur. Ein großes Missverständnis gilt es allerdings auszuräumen: Nur weil Coding in den letzten Jahren in den Fokus gerückt ist, heißt das noch lange nicht, dass Menschen, die nicht coden können, nicht auch im Tech-Sektor arbeiten.
Es überrascht mich regelmäßig, dass dieses Statement noch immer auf Erstaunen trifft, in einer Realität voller Bootcamps und Hacker Schools. Vor allem Frauen scheint es immer noch schwer zu fallen, sich in den Fokus zu rücken und zu sagen: Ich kann keine Zeile Code schreiben und arbeite trotzdem „in Tech“.
Auch als große Fans von Coding Camps und der fundamentalen Pionierarbeit, die hier geleistet wurde, müssen wir jetzt weitere Schritte gehen. Denn auch wer einen 3D-Drucker bedient oder die CNC-Fräse anwirft, gehört ins Tech-Universum. Je mehr wir uns damit beschäftigen, desto anziehender werden diese Werkzeuge, die uns den Aufbau und das Zusammenspiel von Technik überhaupt erst erklären und uns den Zugang erleichtern.
Wir müssen uns Fragen stellen: Wieso gibt es eigentlich keinen modernen Werkunterricht, der den Lehrplan mit 3D-Druck und Lasercutting regelmäßig ergänzt? Makerlabs, also offene Prototypen-Werkstätten, bilden nun einmal die Ingenieur:innen der Zukunft aus. Sonst müssen sich die viel zu wenigen Women in Tech dauerhaft wundern, wo die ganzen Frauen bleiben, die sie dort so gerne neben sich sitzen hätten.
Während ich das schreibe, sitze ich in meinem Hardware-Makerspace als Gründerin und bin oft allein auf weiter Flur. Dort wird weniger auf den Laptop gestarrt als wirklich gebaut. Überall fliegen Sägespäne, wird geflext und Leute hämmern was das Zeug hält. Für mich ist das wie Musik in den Ohren. Diese Musik wird nur noch zu wenig von Frauen gemacht. Los geht’s.
Die Autorin ist studierte Philosophin, Tech-Founder (Resilient Resident) und Gründerin der „Initiative Digitale Gerechtigkeit“.