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Weniger Kontrolle im Homeoffice

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Von: Teresa Hertwig

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Viele schätzen inzwischen die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten.
Viele schätzen inzwischen die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten. © Anastasiia Nelen/Imago (Symbolbild)

Teams sollten selbst über Homeoffice-Regeln bestimmen. Die Kolumne „Gastwirtschaft“.

Vor kurzem habe ich selbst noch für eine feste Homeoffice-Quote in Unternehmen plädiert. Mittlerweile regeln viele Betriebsvereinbarungen oder Arbeitsverträge, wie viele Tage Beschäftigte ins Büro kommen „müssen“. Die Pandemie war dafür definitiv ein Treiber. Besonders beliebt ist die 60-40-Quote – drei Tage Büro, zwei zu Hause. Diese Entwicklung ist ein guter Start und in manchen Fällen besser als nichts. Die Zeit ist allerdings reif für noch mehr Flexibilität.

Leere Büros zeigen, dass viele die Möglichkeit schätzen, von zu Hause zu arbeiten, und daran festhalten wollen. Eine feste Quote ist oft die Go-to-Lösung, weil sie Führungskräften das Gefühl gibt, noch etwas Kontrolle auszuüben, alle gerecht zu behandeln und die „heiligen Hallen“ doch noch als Sammelpunkt zu haben. Allerdings bedeutet alle gleich zu behandeln nicht, jeden gerecht zu behandeln. Wir sind nicht alle gleich. Es gibt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, beispielsweise in der Produktion, die nie im Homeoffice arbeiten können. Aber auch im Verwaltungsbereich, in denen die Arbeit theoretisch vollkommen remote erledigt werden kann, können unterschiedliche Modelle sinnvoll sein. Vielleicht braucht ein Buchhalter tatsächlich mehr Präsenztage als eine Entwicklerin.

Statt nach dem Top-down-Prinzip eine Quote vorzugeben und feste Regeln über alle zu kippen, ist es besser, nach dem Grundsatz des „Activity Based Working“ zu gehen und die Verantwortung über Präsenz und mobile Arbeitszeit in die Hände der Teams zu geben. Gemeinschaftlich treffen sie sinnvolle Vereinbarungen über Arbeitsorte und Arbeitszeiten. Dafür müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Verantwortung fürs Team übernehmen, abseits individueller Bedürfnisse und eigener maximaler Freiheiten. Für einen zusätzlichen Homeoffice-Tag braucht es dann bessere Argumente als den nachmittäglichen Yogakurs.

Neben hybrider Führungskompetenz brauchen Teams einen selbst entwickelten Teamkodex, in dem sie eine klare Erwartungshaltung bezüglich ihrer Zusammenarbeit an den Schnittstellen definieren. Darin werden sowohl soziale Rituale schriftlich festgehalten, sowie Vereinbarungen getroffen über Erreichbarkeit und Kommunikationskanäle, damit Effizienz und Unternehmenskultur nicht leiden.

Die Autorin arbeitet seit einem Jahrzehnt remote und berät Unternehmen, wie sie den für sie perfekten Mix aus Büro und mobiler Arbeit etablieren.

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