Vier-Tage-Woche: Zeitwohlstand für alle

Weniger arbeiten - das hilft auch dem Klima. Die Kolumne „Gastwirtschaft“.
Diva is the female version of a hustla“ singt Beyoncé schon 2008 und wird damit als feministische Ikone gefeiert. Sehr emanzipatorisch ist der Ansatz aber nicht. Ironischerweise ist genau ihre Zielgruppe, nämlich Millenials und die Generation Z, nicht für ihre Arbeitsmoral bekannt und geht mit dem Hashtag „quietquitting“ viral. Quiet Quitting bedeutet, dass man nur das absolute Minimum im Job leistet.
Aber nicht nur wegen des Generationenwechsels in der Arbeitswelt werden Forderungen nach einer Arbeitszeitverkürzung lauter. Statistiken zeigen, sowohl nominal als auch real bewegen sich Unternehmensgewinne und Arbeiter:innenentgelte immer weiter auseinander. Und das bereits seit den 2000ern. Kein Wunder, dass es häufig Streiks und Tarifverhandlungen gibt.
Leider findet das Thema Zeitwohlstand selten seinen Platz im öffentlichen Diskurs, obwohl es seit den 90ern in Deutschland kaum mehr kollektive Arbeitszeitverkürzungen gab. Dank jahrzehntelanger Arbeitskämpfe wurde die maximale Arbeitszeit von 70 auf 48 Stunden gesenkt, mit einer anschließenden Bewegung auf die 40-Stunden-Woche.
Vier-Tage-Woche erfolgreich in Großbritannien getestet
In Großbritannien wurde zuletzt im Pilotprojekt 4DayWeek eine Vier-Tage-Woche getestet. Es haben 70 Unternehmen und rund 3300 Beschäftigte teilgenommen, mit sehr positiven Ergebnissen: Rund 92 Prozent der Firmen wollen auch nach Ende der Studie die Vier-Tage Woche fortsetzen. 39 Prozent der Mitarbeiter:innen waren weniger gestresst und bei 71 Prozent sank das Burn-Out-Niveau. Die Mitarbeiter:innen fanden es einfacher, ihre Lohnarbeit mit familiären und sozialen Aufgaben unter einen Hut zu bringen.
Einige Beschäftigte wünschen sich eine 28-Stunden-Woche, die sie flexibler auf fünf Tage aufteilen können, da so Sorge- noch besser mit Lohnarbeit vereinbar wären. Vielleicht gibt es dann bald auch Männer, die ihre Liebe zur Hausarbeit besingen.
Neben der Umverteilung von Sorgearbeit, mehr Zeit für demokratische Mitbestimmung und Muße ermöglicht eine 28-Stunden Woche bei weitgehendem Lohn- und Personalausgleich auch den sozial gerechten Rückbau klimaschädlicher und gesellschaftlich nicht notwendiger Industriezweige. Arbeitszeitverkürzung ist damit auch ein zentrales Element, für die notwendige klimagerechte Transformation.
Parwaneh Mirassan arbeitet beim Konzeptwerk Neue Ökonomie zu den Themen sozial-ökologische Transformation und Intersektionalität.