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Verflochtene Finanzen

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Von: Mechthild Schrooten

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Anno 2008: Ein „schwarzer Montag“ erschüttert die US-Banken. Seither ist viel passiert.
Anno 2008: Ein „schwarzer Montag“ erschüttert die US-Banken. Seither ist viel passiert. © Peter Foley/dpa

Bankenkrisen lassen sich nicht einfach wegregulieren. Die Kolumne „Gastwirtschaft“.

Als in den USA die Silicon Valley Bank (SVB) ins Straucheln geraten ist, löste dies hier ein kleines Börsenbeben aus. Schon wurde vom möglichen Entstehen einer neuen internationalen Finanzkrise gewarnt. Dabei war doch bei der Krise 2007/2008 versichert worden, das Finanzsystem krisensicherer zu machen.

Seit 2007 ist viel passiert – gerade in Bezug auf die Regulierung. Doch eine Bankenkrise hat in der Regel zwei Phasen, die sich unterschiedlich gut regulieren lassen. In der ersten Phase einer Krise befindet sich die Bank in der Regel in einer Liquiditätskrise. Sie entsteht vor allem dann, wenn große Summen an Einlagen schnell abgezogen werden.

Was aber steht hinter dem plötzlichen Abzug von Liquidität? Dahinter steht oft die Vermutung, dass die Bank in Zukunft nicht mehr zahlen können wird. Das Vertrauen in die jeweilige Bank scheint aufgebraucht. Doch wie kann dies so schnell kippen?

Dazu sind in der Regel neue Informationen oder Veränderungen des Marktumfeldes notwendig. Dabei spielen Marktsignale eine herausragende Bedeutung. Ist eine Bank auf eine Branche spezialisiert, die in gefährliche Abwärtstrends gerät, so ist dies ein negatives Signal für das Bankgeschäft. Dazu kommt, dass die Anleihen der betroffenen Firmen an Wert verlieren. Dass es im Tech- und Start-up-Sektor brodelt, ist nicht neu. Häufen sich die negativen Signale, dann steigt das Risiko für die Bank, in eine Krise zu geraten. Da braucht es gar keine Zinswende.

Liquiditätskrisen lassen sich schwer wegregulieren. Doch das ist nur die erste Phase einer Bankenkrise. Auf die Liquiditätskrise folgt dann die Solvenzkrise. Das ist die Phase, in der die Eigenkapitaldecke der Bank nicht mehr ausreicht. Gerade die Eigenkapitalausstattung von Banken war eine wichtige Säule der Regulierung nach der internationalen Finanzkrise 2007/2008. Ist es sinnvoll, zwischen systemisch-relevanten und andern Banken zu unterscheiden, wenn der gesamte Finanzsektor über viele Kanäle verflochten ist? Das ist eine Frage, die jetzt auf der Tagesordnung der Regulierungsbehörden stehen sollte.

Es bleibt offenbar viel zu tun. Irgendwie hat es in Deutschland der Buchstabe „B“ in sich. Bau, Bahn, Bildung – alles Problembereiche. Da entsteht orakelmäßig die Gefahr, dass es auch eines Tages wieder die Banken trifft.

Die Autorin ist Professorin für Volkswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Geld und Internationale Integration an der Hochschule Bremen.

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