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Schwieriger Wandel

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Von: Boris Grundl

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Führungskraft im Gespräch mit einer Mitarbeiterin.
Dominanzstreben und Wunschdenken überlagern bei Manager:innen oft das Verständnis, dass jeder Mensch Zeit zur Identifikation braucht © AndreyPopov/imago-images

Wie Führungskräfte klüger mit Veränderungen umgehen und andere für eine mentale Transformation gewinnen.

Sie kennen das: Gelegentlich ziehen Führungskräfte sich zum Austausch für mehrere Tage zurück. Sie durchdenken Strategien, das Produktportfolio oder moderne Firmenwerte. Nachdem alle lange reflektiert haben, treffen sie kraftvolle Entscheidungen. Vom Berg Sinai zurück, verkündet der erlauchte Kreis dann die zehn Gebote für eine glorreiche Zukunft. Und wundert sich, dass die Veränderungen beim Rest wenig Begeisterung auslösen.

Hier passiert der klassische Fehler: Die Akteure schließen von sich auf andere. Durch den Findungsprozess entsteht beim Inner Circle hohe Identifikation mit den erarbeiteten Themen. Bei allen andern fehlt diese jedoch. Für sie sind die neuen Ideen erst einmal Fremdkörper im eigenen Revier.

Die frustrierten Manager sprechen dann von mangelnder Veränderungsbereitschaft. Dass Menschen sich mit Wandel nun mal schwer tun, störrisch seien … Dieses Urteil bezieht sich natürlich nur auf die, die beim Brainstorming fehlten.

Diese Arroganz führt jeden Tag zu falschen Schlussfolgerungen. Dominanzstreben und Wunschdenken überlagern das Verständnis, dass jeder Mensch Zeit zur Identifikation braucht. Es entsteht ein Graben zwischen denen, die Veränderung bringen und die von ihr getroffen werden.

Wer es besser machen will, entwickelt Respekt dafür, dass Forderungen bei anderen erst einmal Widerstände auslösen. Durch diese Erkenntnis können wir viel klüger mit Veränderung umgehen. Dabei hilft, zwischen Aufnahmeberechtigung und Aufnahmebereitschaft zu unterscheiden. Bei Ersterer bekomme ich das Recht, etwas zu senden. Andere wollen von mir etwas geistig aufnehmen. Diese Berechtigung entsteht durch anerkannte Kompetenz, Autorität oder Hierarchie. Es ist eine Art intellektuelle Einsicht. Bei der Bereitschaft hingegen wollen andere von mir etwas emotional annehmen. Sie entsteht durch Sympathie und menschliche Nähe. Das Herz fühlt, es ist ok.

Wer anderen Veränderungen bringt, sollte sich bewusst sein, dass Transformation beides braucht. Dann erkennen wir den zeitlichen und energetischen Aufwand, um dem Gegenüber eine Erkenntnis zu transportieren, die Veränderung auslöst. Nur so entsteht Identifikation. Wer diese Differenzierung beherrscht, wird neue Ideen nie wieder einfordern oder verordnen. Vielmehr wird er andere zu mentaler Transformation einladen – und dafür gewinnen.

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