Personal Branding - was soll das?

Menschen sind keine Marken. Wir können uns nicht einfach ein Branding überstülpen. Dafür können wir uns entwickeln, Haltung zeigen, Meinungen aufgrund von Erfahrungen abändern. Die Kolumne „Gastwirtschaft“ von Jana Assauer.
Ruhm ist zur begehrten Währung geworden – egal ob wir durch Talent, Schrulligkeit oder den konsequenten Aufbau von Followern herausstechen. Personal Branding ist heute Pflicht für Führungskräfte, für Selbstständige sowieso, aber auch für Mitarbeiter und sogar zunehmend für Wissenschaftler. Experten sind Marken – das Wissen um Markenführung, vor allem durch positives Storytelling, wird immer weiter auf den Menschen übertragen.
Früher nannten wir die anerkennenden Assoziationen mit einer Person ihren „guten Ruf“. Klingt aber nur halb so sexy und lässt sich nicht so gut als Geschäftsmodell verkaufen. Denn die Nachfrage und auch das Angebot an Experten steigt stetig.
Die Plätze in der Öffentlichkeit dagegen bleiben begrenzt und heiß umkämpft. Deshalb entwickeln wir ausgeklügelte Positionierungen mit uniquem Markenkern bis hin zum Visual Branding à la Karl Lagerfeld. Dann gibt es Sie nur noch mit Hut oder knallrotem Lippenstift, damit Sie stets erkannt werden. Funktioniert aber nur, solange die „Marke“ auch tatsächlich kongruent mit der Person ist oder zumindest gut zu ihr passt. Sonst wirkt es aufgesetzt und derjenige alles andere als kompetent. Glaubwürdigkeit entsteht durch Ausbildung, Erfahrung oder die eigene Geschichte.
Ein systematischer Aufbau des Personal Brand mit der Bestimmung der eigenen Werte & Co. kann hilfreich sein, aber bei aller Systematik dürfen wir nicht vergessen, dass auch Glück dazugehört. Wer schon häufig etwas zu einem Thema öffentlich geäußert hat, dessen Chance steigt, als Experte wahrgenommen zu werden. Auch das Google-Ranking spielt eine Rolle. Denn wir müssen gefunden werden. Manchmal kommt aber auch einfach derjenige zu Wort, der als Erster erreichbar war, und wer einmal im Kreis mitspielt, bleibt in der Regel auch dabei.
Ich finde es großartig, dass immer mehr Menschen ihr Wissen, ihre Ideen und Leidenschaften nach außen tragen, aber den Begriff Personal Branding brauchen wir dafür nicht. Denn Menschen sind keine Marken. Wir können uns nicht einfach ein Branding überstülpen. Dafür können wir uns entwickeln, Haltung zeigen, Meinungen aufgrund von Erfahrungen abändern, Interesse bekunden und anderen Menschen im Netz und IRL stets respektvoll begegnen. Unser Ruf wird uns dann schon vorauseilen.
Jana Assauer unterstützt mit ihrem Montagshappen-Themendienst Experten, Organisationen und Unternehmen dabei, ihr Wissen der Gesellschaft zu vermitteln.