Mit Allianzen gegen die Krisen von morgen

Die G7-Staaten brauchen neue Verbündete. Die „Gastwirtschaft“ von Direktorin des German Institute of Development and Sustainability, Anna-Katharina Hornidge.
Der G7-Gipfel in Hiroshima steht unter dem Stern des russischen Kriegs in der Ukraine, der Rolle Chinas und Japans Sorgen um die eigene nationale Sicherheit. Der Kampf gegen den Klimawandel und die globale Schuldenkrise erhalten weniger – zu wenig – Aufmerksamkeit. Gleichzeitig sagt der Weltklimarat: Die bisherigen Beschlussfassungen zur Treibhausgasreduktion laufen auf eine Globalerwärmung um 3,2°C bis zum Jahr 2100 hinaus. Der Internationale Währungsfond stellt fest, dass sich 60 Prozent aller Niedrigeinkommensländer und circa 25 Prozent der Mitteleinkommensländer schon jetzt oder beinahe in einer Schuldennotlage befinden. Hinter 40 Prozent der globalen Schulden stehen öffentliche Gläubiger, mehrheitlich aus den G7-Ländern.
Der Think7-Beratungsprozess für die G7, ein Zusammenschluss führender Think Tanks und Forschungsinstitute, mahnt kürzlich in einem Communiqué: Die entschiedene Eindämmung der sich rasant ausbreitenden Schuldenkrise in Entwicklungs- und Schwellenländern sei von zentraler Bedeutung in der Ausgestaltung vertrauensvoller Allianzen innerhalb der G20 und darüber hinaus.
Wir leben in einer multipolaren Welt. Diese unterschiedlichen Pole sind bisher durch ein gemeinsames multilaterales System, die Vereinten Nationen und internationalen Finanzinstitutionen, verbunden. Der Reformstau in diesen Nachkriegsinstitutionen sowie neue Strukturen ohne Teilhabe durch den ‚Westen‘ (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gründeten etwa eine neue Entwicklungsbank) führen jedoch dazu, dass das gemeinsame Band bröckelt. An die Stelle rücken schärfer werdende Formen der Konkurrenz.
Die G7 ist gut beraten, neben einer Stärkung der Allianzen zwischen G7-Ländern, gezielt Allianzen mit Ländern aller Einkommensgruppen und aller Kontinente zu suchen und glaubwürdig auszubauen. Die Allianzen von heute bestimmen, ob wir in Zukunft in einer durch gemeinsame Regeln verbundenen Weltordnung Antworten auf die globalen Herausforderungen finden oder in (destruktiv) konkurrierende Ordnungen zerfallen. Hierfür ist partnerschaftliches Handeln notwendig: Die Schuldenkrise, die in weiten Teilen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas wütet, muss eingehegt werden. Dies ist nur mit dem entschiedenen Handeln der G7 möglich.
Die Autorin ist Direktorin des German Institute of Development and Sustainability (IDOS) und Professorin der Universität Bonn.