Löhne kräftig nach oben!

Es ist an der Zeit umzudenken und alle an dem vorhandenen Wohlstand partizipieren zu lassen. Die „Gastwirtschaft“.
Die Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher steigen. Gleichzeitig hören wir, dass viele Konzerne krasse Gewinne einfahren. Sogar der Staat kann auf der Einnahmeseite nicht klagen. Das alles gehört durchaus zusammen, denn hohe Preise erleichtern ein hohes Steueraufkommen und hohe Gewinne. Die Löhne sind aber nicht mitgewachsen. Die Menschen in Deutschland sind in Vorkasse gegangen und haben bislang die Inflation protestlos getragen.
Jetzt geht es um wichtige Tarifrunden – mitten in einer Inflation. Es geht um Lohnsteigerungen für diejenigen, die das Land so erfolgreich durch die multiplen Krisen tragen. Über den Daumen gerechnet müsste mindestens ein Inflationsausgleich für die arbeitende Bevölkerung rauskommen. Natürlich jaulen schon jetzt Arbeitgeber:innen, dass dies alles viel zu viel sei.
Das stimmt aber nicht. Denn gerade in Zeiten von Fachkräftemangel müsste endgültig klar sein: Der wirtschaftliche Erfolg hängt entscheidend von den Arbeitskräften ab. Da wäre ein Inflationsausgleich beim Lohn das Minimum an Wertschätzung, das die Beschäftigten erwarten dürften.
Steuerbegünstigte Einmalzahlungen – wie sie durch die Gesetzgebung ermöglicht wurden – wirken kurzfristig. Sie sind kein Ersatz für Tariflohnsteigerungen. Denn wie der Name schon sagt, werden sie eben nicht zu einer dauerhaften Lohnerhöhung führen. Die Inflation aber hat das Preisniveau langfristig angehoben.
Vor diesem Hintergrund lassen sich auch die Forderungen der Gewerkschaften gut einordnen. Ein Tarifabschluss unter acht Prozent bedeutet im Kern einen Reallohnverlust und damit eine immense Umverteilung zugunsten des Kapitals. Aber es geht nicht nur um den Inflationsausgleich, vielmehr ist es wichtig, den kläglich bezahlten Niedriglohnsektor wieder an ein gesellschaftlich akzeptables Niveau heranzuführen. Und um die Arbeitsbedingungen. Es geht um nicht weniger, als den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland.
Es ist an der Zeit, umzudenken und alle an dem vorhandenen Wohlstand partizipieren zu lassen. Es hat weder der Wirtschaft noch der Gesellschaft in Deutschland gutgetan, auf Verarmung bei der Arbeit zu setzen. Kräftige Lohnsteigerungen sind ein Gebot der Stunde!
Die Autorin ist Professorin für Volkswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Geld und Internationale Integration an der Hochschule Bremen.