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Klickst du noch – oder lernst du schon?

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Von: Dennis Fischer

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Um Kosten einzusparen, verzichten Unternehmen inzwischen oft auf individuelle Schulungen, Coachings und Trainings.
Um Kosten einzusparen, verzichten Unternehmen inzwischen oft auf individuelle Schulungen, Coachings und Trainings. © IMAGO/Zoonar.com/Yuri Arcurs peopleimages.com

Wirkliches Lernen geschieht nicht durch das passive Schauen von Videos, sondern durch das aktive Interagieren. Die Kolumne „Gastwirtschaft“.

In immer mehr Unternehmen, dasselbe Bild: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Zugriff auf unzählige Onlinekurse und E-Learning-Plattformen. Man kann Mikrozertifikate sammeln und sich eigenständig weiterbilden.

Das ist prinzipiell eine gute Nachricht, bis man sich die Nutzungsraten anschaut und vor Schreck fast vom Stuhl fällt. Denn hier liegt das Problem. Es ist gut gemeint, aber nicht gut gemacht.

Diese unzähligen Angebote sind eine Form des modernen Ablasshandels. Um Kosten einzusparen, verzichten Unternehmen auf individuelle Schulungen, Coachings und Trainings. Stattdessen bekommt jeder einen Log-in und ist ab sofort für seine eigene Weiterbildung verantwortlich.

So haben die Personalverantwortlichen ein reines Gewissen, aber die Angestellten noch lange nichts gelernt.

Wenn das Lernen dem Konsumieren von Inhalten gleichgesetzt wird, bleibt langfristig genauso viel hängen, wie wenn ich ins Kino gehe. Also meistens nicht besonders viel!

Wirkliches Lernen geschieht eben nicht durch das passive Schauen von Videos, sondern durch das aktive Interagieren. Wir begreifen etwas im wahrsten Sinne des Wortes erst, wenn wir es selbst erleben und mit Emotionen verbinden. Ob es bei Events mit besonderen Redner:innen, bei gemeinsamen Erlebnissen auf der Berghütte oder einfach im persönlichen Austausch beim Kochen geschieht.

Dazu kommt, dass die meisten Menschen von der Menge des Angebots schlichtweg überfordert sind. LinkedIn Learning bietet heute bereits mehr als 15 000 Kurse in sieben Sprachen an. Wöchentlich kommen mehr als 60 neue Kurse hinzu. Woher soll ich wissen, welcher Kurs meine aktuellen Fragen am besten beantwortet?

Genau dafür wird es in Zukunft eine neue Berufsgruppe geben: Die Coaches für lebenslanges Lernen. Sie helfen uns, die Übersicht im Weiterbildungsdschungel zu behalten und die Schulungen, Veranstaltungen oder Ausbildungen auszuwählen, die uns weiterbringen.

Bis es soweit ist, muss jedoch jeder und jede Lernende das lebenslange Lernen in die eigenen Hände nehmen und nicht darauf warten, dass der Arbeitgeber die nächste Online-Schulung freischaltet.

Der Autor ist Coach und Blogger. Zuletzt erschien von ihm das Buch „Future Work Skills“.

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