Grüne Digitalisierung

Digitaler Code, der weder Umwelt noch Klima belastet: Endlich ein Blauer Engel für eine Software! Die Kolumne „Gastwirtschaft“.
Die Überraschung war groß, als vor wenigen Wochen ein Blauer Engel für eine Software vergeben wurde. Computerprogramme bestehen aus einem digitalen Code, der weder Umwelt noch Klima belastet. Und doch zeigt die Vergabe des Blauen Engels, dass auch eine Software helfen kann, Energie und Ressourcen zu sparen. Gerade solche Programme können wichtige Bausteine für eine dringend notwendige grüne Digitalisierung sein.
Die digitale Welt wirkt auf den ersten Blick smart und sauber, doch von Nachhaltigkeit ist sie oft weit entfernt. Scheinbar unsichtbare Vorgänge wie die Suche im Internet, das Streaming oder der Betrieb von Rechenzentren verbrauchen unheimlich viel Energie. Wer einmal mit einem E-Auto gefahren ist, weiß, wie sehr die Zuschaltung von Assistenzsystemen oder eine Klimaanlage die Reichweite reduziert. Noch viel höher wird der Stromverbrauch selbstfahrender Autos sein, deren Elektronik ständig die Umgebung abscannen und mit anderen selbstfahrenden Autos kommunizieren muss, um sicher durch den Verkehr zu steuern.
Mit Nachhaltigkeit wenig zu tun hat auch die Herstellung von Smartphones und Laptops. Sie erfordert seltene Rohstoffe und viel Energie. Potenziert wird das Ganze noch durch die Schnelllebigkeit der Geräte. Sie sind kaum reparaturfähig und werden oft relativ rasch durch ein leistungsfähigeres Modell ersetzt.
Dagegen leistet die nun ausgezeichnete Software Okular einen echten Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Es handelt sich um ein Ansichtsprogramm für Dokumente, PDFs und Fotos. Sie braucht im Betrieb extrem wenig Energie. Darüber hinaus läuft die Software auch auf Geräten und Smartphones, die mehr als fünf Jahre als sind. Mit solchen Programmen können Geräte deutlich länger genutzt werden.
Ein sparsamer Ressourcenverbrauch und mehr Langlebigkeit sind in der digitalen Welt bisher keine vorrangigen Ziele. Der Blaue Engel für ein nachhaltiges Softwareprogramm zeigt, dass sie durchaus erreichbar wären. Und dies umso rascher, je schneller der Staat entsprechende Rahmenbedingungen und Grenzwerte für digitale Techniken durchsetzt. Dann würden langfristig nutzbare und effiziente Geräte und Programme von Ausnahmen zum Standard. Eine grüne Digitalisierung ist möglich.
Der Autor ist Wirtschaftspublizist. Er schrieb das Buch „Macht Wirtschaft! Ökonomie verstehen – und verändern“ (Publik-Forum Verlag).