„Gib Quötchen!“
Wenn Frauen mehr Macht wollen, sollten sie mal richtig die Zähne zeigen.
Die Vorstandsquote kommt. Monatelanges politisches Ringen hat ergeben: Börsennotierte, paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern müssen in Zukunft eine Frau in den Vorstand berufen. Grund zum Jubeln? Eher nicht. Der Wirbel darum ist größer als die Wirkung.
Tatsächlich betroffen sind – so hat es der Verein Fidar berechnet – 73 Unternehmen in Deutschland. Ab Januar 2022 werden per Gesetz dort ganze 32 Frauen einen Top-Job bekommen. Ändert das etwas an der patriarchalen Macht-Schieflage in Deutschland? Naja, heißt es dann, die 32 Frauen seien nur der Anfang. Sie sind quasi der Schneeball, der mittels Symbolkraft eine Lawine auslöst.
Erstaunlich. Denn eben diese Symbolkraft war schon 2015 dem ersten Führungspositionengesetz, kurz FüPoG, zugeschrieben worden; damals waren 107 Unternehmen von der verbindlichen Aufsichtsratsquote (30 Prozent) betroffen. Die Hoffnung: Das neue weibliche Drittel im obersten Kontrollorgan würde dafür sorgen, dass in Vorständen Frauen Einzug halten. Mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung sollten Unternehmen zudem Farbe bekennen, wie viele Frauen sie künftig in den Vorstand berufen wollten. Das Lila fiel sehr blass aus: „Zielgröße Null“ war Schenkelklopfer für viele Alte-Weiße-Männer-Abende.
Von Lawine keine Spur. Eher von Salamitaktik. Schon 2001 hatten sich die deutschen Unternehmen verpflichtet, den Anteil der Frauen in Führungspositionen zu steigern. Dass es 20 Jahre später ein Bundesgesetz braucht, um 70 von insgesamt 160 000 Unternehmen in Deutschland zu einer Mini-Frauenquote zu verdonnern, ist Ausdruck weiblicher Machtlosigkeit. Elf Ministerinnen – Süßmuth, Lehr, Merkel, Nolte, Bergmann, Schmidt, Schröder, von der Leyen, Schwesig, Barley und Giffey – haben sich schon mit dem Thema herumgeschlagen. Doch die Lorbeeren für das neuste Gesetz kassiert, tätää, ein Mann: Als „Geburtshelfer“ der Vorstandsquote wird Markus Söder gefeiert. Was für ein Hohn! Denn der Quotenmann der CSU trägt nur deshalb verbales Lila, weil er hofft, auf dem Frauenticket ins Kanzleramt zu segeln.
Was lernen wir daraus, meine Damen? Nun, mit der Parole „Gib Quötchen!“ bringen wir vielleicht einen bayerischen Königspudel dazu, eine Pirouette zu drehen. Aber wenn wir wirklich Macht wollen, dann müssen wir statt ladylike zu lächeln, endlich mal richtig Zähne zeigen!
Die Autorin ist Kommunikationsberaterin.