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Gerechtigkeit statt Grabbing

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Aktivisten gehen durch Tränengas, nachdem sie bei einer Demonstration des Kollektivs „Bassines Non Merci“ gegen den Bau eines landwirtschaftlichen Wasserreservoirs mit Gendarmen einandergeraten sind. Bei einer verbotenen Demonstration gegen den Bau eines landwirtschaftlichen Wasserreservoirs in Westfrankreich sind mindestens 61 Gendarmen verletzt worden.
Aktivisten gehen 2022 durch Tränengas, nachdem sie bei einer Demonstration des Kollektivs „Bassines Non Merci“ gegen den Bau eines landwirtschaftlichen Wasserreservoirs mit Gendarmen einandergeraten sind. (Archivbild) © Pascal Lachenaud/dpa

Der Kampf um Wasser ist längst im Gange: Wir brauchen eine öffentliche Debatte darüber, wie wir die Verteilung des Gemeinguts gerecht organisieren. Die Kolumne „Gastwirtschaft“ von Dorothee Häußermann.

Has the water war started yet? Or is it still about the oil?“, fragt ein Vampir den anderen in „Only lovers left alive“, ein Film von Jim Jarmusch, in dem stylische Blutsauger von ihrer generationenüberspannenden Perspektive melancholisch auf das menschliche Geschehen blicken.

Die Bilder von den Protesten gegen geplante Wasserreservoirs im französischen Sainte-Soline scheinen eine eindeutige Antwort zu geben. Mehrere Zehntausend Menschen folgten im März dem Aufruf von Les Soulèvements de la Terre („Aufstand der Erde“) und protestierten gegen den Bau der riesigen Becken, die im Winter Wasser für den trockenen Sommer speichern sollen. Sie würden vor allem großen Landwirtschaftsbetrieben zugute kommen, während kleinere Höfe leer ausgehen. Zudem entziehen die Becken den Ökosystemen Wasser – in einer ohnehin dürregeplagten Region. Die Polizei reagierte brutal, zahlreiche Menschen wurden verletzt.

Müssen wir uns an solche Kämpfe gewöhnen, wenn als Folge der Klimakrise das Wasser knapp wird? Gewalt ist kein Naturgesetz – Menschen können entscheiden, wie sie mit begrenzten Ressourcen wirtschaften. Der Status quo ist, dass die Großindustrie Billionen Kubikmeter Wasser verbraucht. Zu den deutschen Spitzenverbrauchern gehören der Chemiepark von BASF in Ludwigshafen und die Kohlekraftwerke von RWE in Nordrhein-Westfalen.

Zur Zeit plant RWE ein neues Megaprojekt: Eine 45 Kilometer lange Pipeline vom Rhein zu den Braunkohletagebauen Garzweiler und Hambach. Ab 2030 sollen Millionen von Kubikmetern Rheinwasser in die ausgekohlten Tagebaue geleitet werden, um sie in eine Seenlandschaft zu verwandeln. Und das, obwohl durch ausbleibendes Gletscherwasser und Dürren der Pegelstand des Rheins sowieso sinken wird. Ein weiterer Fall von „Watergrabbing“?

Wir brauchen eine öffentliche Debatte darüber, wie wir die Verteilung des Gemeinguts Wasser gerecht organisieren. Die überwiegende Mehrheit der Menschheit würde öffentliche Trinkwasserversorgung, den Anbau von lebensnotwendigen Nahrungsmitteln und den Erhalt von Feuchtgebieten priorisieren, wenn es eine demokratische Aushandlung darum gäbe. Stehen wir dafür ein!

Die Autorin ist Bewegungsarbeiterin der Bewegungsstiftung und setzt sich für Kohleausstieg und Klimagerechtigkeit ein.

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