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Faktor Klima

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Von: Rainer Voss

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Flutschäden im Ahrtal: Auch für Versicherungen ist der Klimawandel eine relevante Größe.
Flutschäden im Ahrtal: Auch für Versicherungen ist der Klimawandel eine relevante Größe. © Boris Roessler/dpa

Es geht nicht um Wokeness, sondern um knallhartes Risikomanagement der Banken. Di3 „Gastwirtschaft“.

Denkt man über die Begriffe Bank und Risiko nach, kommt einem vor allem das Kreditrisiko in den Sinn. Dazu kommen noch Zinsrisiken, Risiken aus Anlagen und Wechselkursen und Liquiditätsrisiken. Für alle diese Gefahren gibt es von der Bankenaufsicht gesetzte Regeln, damit keine Krisen entstehen.

Erst auf den zweiten Blick offenbart sich eine neue Gruppe von Risiken, die direkt oder indirekt mit dem Klimawandel in Verbindung stehen. Da ist vor allem die strategische Entscheidung, ob Banken noch neue fossile Projekte finanzieren sollten, wenn diese doch bei Einhaltung des Pariser Abkommens im Jahr 2050 praktisch wertlos sein werden.

Aber auch im Tagesgeschäft stellen sich neue Fragen: Hat zum Beispiel eine Hausfinanzierung in einem Überflutungsgebiet das gleiche Risiko wie eine auf einem Berg? Wie zuverlässig ist der Cashflow eines Agrarbetriebes in einem Dürregebiet?

Die Herausforderung für die Kreditinstitute liegt darin, diese Aspekte in ihre Prozesse einzubauen. Der offensichtlichste Weg wäre, von Kreditnehmern als Teil des Genehmigungsprozesses zu verlangen, ein Konzept des Pfades auf dem Weg zur Klimaneutralität vorzulegen. Will man so vorgehen, stellt sich dann unmittelbar die Frage nach der zu verwendenden Taxonomie, d.h. was sind die Ziele und wer legt sie fest?

Eine Gruppe um UN und WWF haben die Science Based Target Initiative gegründet (SBTI), die den zur Zeit 4500 assoziierten Firmen klare Richtlinien zur Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles an die Hand geben. Diese sind so angepasst, dass spezifische Eigenheiten der Sektoren berücksichtigt werden, denn eine Fluglinie sieht sich anderen Herausforderungen gegenüber als ein Chemieproduzent.

Der Charme der SBTI liegt darin, dass man sie sowohl zur Selbstkontrolle, als auch für die Modellierung interner Prozesse wie der Kreditvergabe einsetzen kann. Bis jetzt basiert all dies noch auf Selbstverpflichtung, aber man kann davon ausgehen, dass das Bewusstsein für den Klimawandel auch im Fokus der Bankenaufsicht angekommen ist.

Um es klar zu sagen: Es geht hier nicht um Wokeness, sondern um knallhartes Risikomanagement. Es ist also nicht die Frage, ob man sich als CEO einer Bank mit den Risiken des Klimawandels beschäftigt, sondern ob man das proaktiv tut oder wartet, bis die Aufsicht Leitplanken zieht.

Der Autor ist ehemaliger Investmentbanker und Protagonist des Dokumentarfilmes „Master of the Universe“.

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